Beitraege zur oesterreichischen Literatur
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Robert Musil als Theaterkritiker
Junki HASEGAWA
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1989 Volume 5 Pages 35-43

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Abstract

Robert Musil, der durch seinen Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" beruhmt ist, hat noch andere interessante Werke und Schriften hintergelassen. Dazu durfen mit Recht auch Buhnenkritiken gezahlt werden, denn durch seine direkten Ausserungen in den Kritiken kann man sowohl seine literarischen Werke oder deren Motive wie auch die damalige Theatersituation in Europa praziser verstehen. Musils Theaterkritiken hat Marie-Louise Roth unter dem Titel "Robert Musil. Theater" als Buch herausgegeben. In der "Dramatischen Sendung", die man in diesem Buch gleich am Anfang findet, handelt es sich interessanterweise um den sogenannten "Zustand". Dass diese Kritik hier am Anfang steht, ist aber unmotiviert, denn in den neuen gesammelten Werken Musils steht die "Sendung" korrekterweise erst an zweiter Stelle der Theaterkritiken. In der "Dramatischen Sendung" stellt Musil dar, dass im Theater Buhne, Dichter und Zuschauer durch "eine allgemeine Erregtheit", die elektrischen "Kurzschlussen" ahnlich ist, vereinigt sind. Diese erregtheit ist nichts anderes als der "andere Zustand". Fur Musil befindet sich die Theaterkunst demnach in einer Welt zwischen der Wirklichkeit und dem Imaginaren. Das "Moskauer Kunstlertheater", unter dessen Namen Musil auch eine Kritik schrieb halt er fur das ideale Theater, nennt es "Ein Wunder" oder, "die Vollkommenheit". Warum Musil die "Moskowiter" so hochschatzt, hat seinen wichtigsten Grund wohl in seiner Idee eines "Dichter-Theaters". Damit meint er, dass dem Dichter die wichtigste Funktion im Theater zukommt, eine wichtigere Funktion noch als die des Schauspielers, Regisseurs oder Theaterdirektors etwa. Musil meinte, auch die Idee des "Dichter-Theaters" sei vom Moskauer Kunstlertheater verwirklicht worden. Musil hat durch diese Kritik eigentlich auf die kulturelle Krise in Europa hinweisen wollen. Musil aussert sich uber wichtige Probleme der damaligen Theatersituation auch im "Untergang des Theaters". Darin zeigt er die Probleme der "Krisis des Vergnugens", der "Bildungskrise" wie auch der "Theater- und Bildungskrisis" auf; er ubt darin scharfe Kritik, die auch jetzt noch lesenswert ist, aber alle seine resignierenden Ausfuhrungen bringen keine Losungen, was ich fur ihn uberhaupt charakteristisch finde.

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© 1989 Beitraege zur oesterreichischen Literatur
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