1991 Volume 7 Pages 36-40
"Wien um die Jahrhundertwende" klingt schon seit langem in Japan avie eine Phrase. Was man einmal darunter verstand : Asthetizismus, scharfes Sprachbewusstsein, "die frohliche Apokalypse", diese Begriffe scheinen heute keinen Impuls mehr zu geben. Parallel zu dieser Verflachung der Begriffe und Vorstellungen haben sich jedoch auch unsere Kenntnisse vom damaligen Osterreich vermehrt und unsere Sicht hat sich sehr differenziert. Neben einzelnen soliden Forschungen konnte man in dieser Beziehung die Ubersetzungen von drei umfangreichen Buchern anftihren : "Fin-de-siecle Vienna" von Schorske, "The austrian mind" von Johnston und "Der habsburgische Mythos in der osterreichischen Literature" von Magris. Wenn wir jetzt das Wien um die Jahrhundertwende in diesen historischen, politischen, geistesgeschichtlichen und geographischen Zusammenhangen so betrachten, steht das Fundament schon da, auf dem ein neues Bild konstruiert werden konnte. Dabei soll die "Wiener Moderne" auf ihre Modernitat hin auch im Vergleich zur literarischen Umgebung, wozu die Provinz-Literatur, die phantastische Literatur, der Naturalismus und Expressionismus gehoren, erneut gepruft werden.