Abstract
Das Wesen der frühromantischen Bewegung wird nicht verstanden, wenn man die engen Bezichungen zwischen Fr. Schlegel und Schleiermacher außer acht läßt. Kurz nach ihrer ersten Begegnung ging die geistige Verbindung so weit, daß sie zusammenwohnten und gemeinsam aßen. Der geistreiche Historiker und Literat Schlegel findet in der Religiosität des Freundes die Ergänzung für seine gesamte Bildung. Die "Ideen“ in den "Fragmenten“ und der Gedanke im "Gespräch über die Poesie“, eine neue Mythologie zu stiften, zeugen davon. Schleiermacher ist von Natur aus religiös. Vor der Begegnung widmet er sich nur der Philosophie. Was jetzt seine Blicke nach außen, auf eine umfangsreichere Kulturwelt richtete, das verdankt er dem neuen Freund. Seine "Reden über die Religion“ wollen nicht eigentlich die Religion gegen die Bildung schützen, sondern seinen Hörerkreis zur Religion führen. Aber Religion wird oft mit Bildung vermischt und im Schlegels Verständnis ist diese Vermischung noch großer. Schlegels "Lucinde“ und Schleiermachers Verteidigung gegen die Verwerfung sind mehr als Einklang einer übertriebenen Geistigkeit denn als ein Zeichen von beider Freundschaft zu verstehen.