In den Beziehungen Goethes zu Tieck gibt es zwei Perioden, und zwar handelt es sich dabei um zwei dichterische Werke vom letzteren: "Franz Sternbalds Wanderungen“ und "Die Verlobung“ (1823). In der ersten Periode, vor und nach der Entstehung des Romans "Sternbald“, suchte Tieck, sich Goethe anzunähern, der der älteren romantischen Schule sympathisch war, und unter seinem Einfluß zu stehen. Aber dieser wußte nicht, den Nachwuchs entsprechend zu schätzen. Da konnte der glatte Tieck doch solches Unverständnis wohl vertragen, bis eine plötzliche Wendung für das Verhältnis zwischen beiden Dichtern mit der Erscheinung der Novelle "Die Verlobung“ kam. Pustkuchen hatte vor zwei Jahren in seinen Pseudo-Wanderjahren auf Goethe ganz spöttisch angespielt, und Tieck verteidigte seinen Lieblingsdichter gegen solchen Verleumder in seiner Novelle. So war Goethe seinem Verteidiger sehr zu Dank verbunden und erwies sich seither merklich entgegenkommend gegen ihn. Er nahm sogar seine Meinung über Shakespeare zurück, die die Tiecks bekämpft hatte, und gab ihm volles Recht.