die Deutsche Literatur
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Über Musils "Tonka“. Das Geschehen und die Entwirklichung
Yoshikichi Furui
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1964 Volume 33 Pages 52-60

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Die naive Heldin Tonka wurde schwanger, jedes physiologische Zeichen sprach eindeutig dafür, daß sie dem Helden Schande angetan hatte, und jedoch konnte der Held sich weder für noch gegen die Tatsache der Untreue Tonkas entscheiden. Die Novelle verlangt vom Leser den "Möglichkeitssinn“, mit dem man die Tatsache, das Wirkliche, entkräften soll. Das ist eine logische Forderung zur geistigen Freiheit. Dieser Forderung aber liegt Musils moralistisches Wesen zu Grunde, dessen Wille es ist, die Unmittelbarkeit des individuellen Erlebnisses zur Achse zu machen und die bürgerlichen moralischen Werte umzuwälzen. Dieser moralistische Wille stößt aber in der modernen Welt auf eine große Schwierigkeit, daß hier dem Erlebnisse des Einzelnen das volle Recht zur Allgemeinheit versagt ist, während der Einzelne im "Privaten“, in "der Sache des Gefühls“, sich desto unbedingter seiner Subjektivität ergibt. In solcher Situation ist es die Ambition Musils als eines Moralisten, die "Phantasie“ aus dem Willkür zu retten. Das versucht Musil in "Tonka“. Er versucht nämlich, dem tiefsten, "phantastischen“ Erlebnisse des Helden die Objektivität des Geschehens auf eine künstlerische Weise zu geben: es geschah, daß Tonka trotz der Tatsache immer noch ein keusches, liebenswertes Sein blieb.

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