die Deutsche Literatur
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Über die Liebe bei Georg Trakl
Kazuhiko Kubo
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1964 Volume 33 Pages 44-52

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Abstract

Es gibt einige Schriften über Georg Trakl, die im besonderen darauf hinweisen, daß seine Dichtungen sich durch inneren Reichtum und umfassenden Inhalt auszeichnen. Dieser Umstand beruht, kurz gesagt, auf der Liebe des Dichters zum Menschen. Der Verfasser hat deshalb die Liebe von der Seite der modernen abendländischen Wirklichkeit, des abendländischen Menschenbegriffes her betrachtet, indem er die Verwand-lung der Liebe im Leben des Dichters verfolgte: In den frühen Versuchen Trakls zeigt sich der Eros als ästhetisches Kernmotiv in den verschiedensten traditionellen Formen. Die einheitliche christliche Lebenshaltung des Duldens wird von der impressionistischen Auffassung der Welt und vom schuldhaften Liebeserlebnis des Dichters, nach der Liebe Gottes verlangend, bestimmt. Unter dem Einfluß des Expressionismus bekommen der Dichter, seine Mitmenschen und Gott jene allgemeingültige Metapherform der Liebe, die im Dichter das schmerzlich-heitere Gefühl der gegenseitigen Mitexistenz erregt. Aber diese Liebesbilder spiegeln bald den sick ausbreitenden Verfall wider, der von der unmenschlichen Wirklichkeit der Zeit bestimmt wird. Der Dichter, der mit seinen Mitmenschen durch das Mitleid verbunden ist, gibt den Schmerz als die einheitliche Stimme des Menschen und Gottes, der sich hier als die letzte Menschlichkeit zeigt, zu verstehen. Dieser "Schmerz aus der Menschenliebe“ ist der ganze Inhalt des abendländischen Menschenbilds und dessen Tragödie seit Renaissance.

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