Abstract
Der Held dieses Romans Oskar Matzerath mißt nur 94 Zentimeter und obendrein ist er ein armer Buckliger. In seiner lächerlich armseligen Zwerghaftigkeit zeigt sich die strenge Selbstkritik des Autors, der gegen das Naziregime wie ein kleines Kind kraft- und widerstandslos war. Die Härte, womit er diesen gnomenhaften Blechtrommler Oskar behandelt, der "das zerstorte Bild des Menschen und den Wahnsinn unseres Jahrhunderts ausdrückt“, verrät seine tiefgreifenden Gewissensbisse, die einen fast sadistischen Beigeschmack haben. Überdies gibt der Zerrbild des Helden als beißende Ironie gegen die gutmütig unverantwortlichen Erwachsenen während der Hitlerzeit eine Art Reflektor ab. Indem der Autor den Helden verunstaltet, protestiert und beschuldigt er sie, die sich der Schiefe und Verdrehtheit ihres Lebens ganz unbewußt waren. In diesem Roman handelt es sich nicht vorwiegend um die Verfolgung der Kriegsschuld, aber die gründliche Selbstbetrachtung des Autors fordert uns notwendigerweise zu nochmaligen, konsequenten Überlegungen darüber auf.