Abstract
In diesem fragmentarischen Versepos wird der Lebensabend des alten Konquistadors Juan Ponce de Leon geschildert. In dem festen Glauben an eine indianische Überlieferung segelte er mit drei Schiffen ab, um eine Wunder-Insel der Verjüngung “Bimini” zu suchen, und fand doch schließlich nach längeren Seefahrten nicht die Insel, sondern dafür ein Land, wo die Quelle des Vergessens “Lethe” sprudelt.
Was wollte Heine in dem großangelegten Gedicht mit exotisch-märchenhaftem Rahmen symbolisch andeuten? Die meisten bisher, auch neulich, veröffentlichten Interpretationen behaupten, daß es dem kurz nach 1848 am Rande des Grabes in einer pessimistischen Weltauffassung befindlichen Dichter dabei um eine “Tod”-Insel gehe, wohin er fatalerweise fliehen mußte. Diese Behauptung beruht besonders auf Heines damaliger sogenannter “religiöser Umwandlung”. Sein Glaube an Gott war aber nicht sehr fest, sondern ziemlich schwankend, wie es deutlich der Späten Prosa “Geständnisse” zu entnehmen ist.
Sicherlich ist der Hauptton des Motives des Gedichtes auf den “Tod” gelegt, nicht auf die “Verjüngung”, d. h. das “Leben”. Aber meiner Meinung nach sollte Heines positive idealistische Gesinnung, der Nebenton des Motives, der in allen Versen, vor allem im “Prolog”, andeutungsvoll anklingt, viel mehr Beachtung finden als bisher. In einem Zukunftsbild, das der Dichter hier gestalten wollte, aber nicht fertig schreiben konnte, stehen wahrscheinlich sowohl der absterbende als auch der wieder zu jugendlichen Kräften kommende Ponce.