die Deutsche Literatur
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Zur syntaktischen Struktur der Negation
FUSAKO KUWAHARA
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1975 Volume 54 Pages 132-142

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Abstract

Die Tiefenstruktur negativer Sätze läßt sich durch folgende Strukturbeschreibung wiedergeben.
(1) s0[NEG s1[Anna hat ein Buch gelesen]s1]s0
S1 faßt den Satzkern, NUKL(eus), d. h. alle Konstituenten außer dem NEG-(ationselement), zusammen.
In erster Linie wird NEG in die Verbalphrase im NUKL inkorporiert, wie folgt.
(2) Anna hat ein Buch NEG gelesen.
Diese transformationelle Regel nenne ich “NEG-Inkorporation”. Die Stellung von NEG in diesem Grad wird als die primäre, gründliche Stellung von NEG angesehen. In Hinsicht auf die Sprachperformanz kann NEG in dieser gründlichen Stellung mit Hilfe von Betonung meist alle Konstituenten negieren.
Nach der Regel NEG-Inkorporation wird die Regel “NEG-Zuordnung” angewendet. Die Regel NEG-Zuordnung besagt, daß, wenn es eine betreffende Konstituente im NUKL gibt, NEG der betreffenden Konstituente vorgeordnet wird, wie in (3).
(3) Anna hat NEG ein Buch gelesen.
Dabei handelt sich um die Konstituente “ein Buch”.
Die Untersuchung und die Analyse über die Merkmale nominaler Phrasen ist zur Zeit noch nicht abgeschlossen. Doch möchte ich die von G. Stickel hypothetisch angebotenen Merkmale [±kat (egorial)], [±ident (ifiziert)] und [±spez (ifisch)] benutzen. Die Regel NEG-Zuordnung gilt bei [+kat] fakultativ, bei [-spez] obligatorisch und nicht im Falle von [+spez].
Neben der NEG-Zuordnungsregel haben wir noch die Regel “NEG-Verbindung”. Durch die Anwendung der Regel NEG-Verbindung wird der Satz (4) von (3) abgeleitet.
(4) Anna hat kein Buch gelesen.
Falls die NEG-Zuordnung auf normale Sätze angewendet wird, wird die NEG-Verbindung obligatorisch angewendet.
Oben haben wir den generativen Prozeß neutraler negativer Sätze behandelt. Neben diesen neutralen Sätzen beobachten wir verschiedene Varianten. Als syntaktisch-semantische Bedingungen, die mit unseren transformationellen Regeln für das Negationselement interferieren, werden vor allem Emphase, Kontrast und Numerale u. a. angenommen. Bei “Emphase” sind die Emphasensätze, abgesehen von der Betonung, durch die Frontierung des Emphaseelements zu motivieren. Die Frontierung, die Anwendung der transformationellen Regel der Emphatisierung, scheint vor der Anwendung der NEG-Zuordnungs- und NEG-Verbindungsregel zu erfolgen.
(5) Ein Buch hat Anna NEG gelesen.
Bei einem neutralen Satz würde NEG der “unspezifischen” Konstituente zugeordnet und mit der “unspezifischen” Konstituente verbunden werden. Aber “ein (Buch)” in (5) ist das Emphaseelement, es findet also weder die NEG-Zuordnungs- noch die NEG-Verbindungsregel Anwendung. Folglich realisiert sich das Negationselement in (5) folgendermaßen.
(6) Ein Buch hat Anna nicht gelesen.
Bei einer Emphatisierung können die Konstituenten mit dem Merkmal [-spez] die Spitzenstellung eines negativen Satzes einnehmen, ohne dabei die NEG-Zuordnung und die NEG-Verbindung anzuwenden.
Nun wollen wir das Problem “Kontrast” überlegen. Zum Ausdrücken des Kontrastes ist ein nachfolgender sondern-Satz nach einem negativen Satz erforderlich. Und NEG wird der kontrastierten Konstituente des Kontrastpaares vorgeordnet. Die NEG-Verbindungsregel wird aber fakultativ auf die zu kontrastierenden Sätze angewendet.
(7) a. Anna hat nicht ein Buch gelesen (sondern eine Zeitung). b. Anna hat kein Buch gelesen (sondern eine Zeitung).
Wenn ein Emphaseelement und ein Kontrastelement dasselbe darstellen, so gilt die Emphatisierungsregel.
(8) Ein Buch hat Anna nicht gelesen (sondern eine Zeitung).
Beim letzten Satz sind die NEG-Zuordnungs- und NEG-Verbindungsregel, falls ein (Buch) das Numerale ist

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