die Deutsche Literatur
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Lessings Lexikographie
NAOKI WATANABE
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1981 Volume 67 Pages 72-82

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Abstract

Es ist allgemein bekannt, daß Lessing an einem deutschen Wörterbuch arbeitete. Aber Lessings Plan, ein deutsches Wörterbuch zu schreiben, gelangte nicht zur Vollendung. Man kann nur den Plan seines Vorhabens. aus den Notizen und Anmerkungen über das Wörterbuch in seinem Nachlaß entnehmen. Die bisherigen Untersuchungen haben sich auf eine Analyse des Lessingschen Stils und seine Ansichten über die Sprache beschränkt und sie boten wenig Beispiele, die seine sprachliche Eigenart erkennen ließen. Sein Wörterbuch und die Sprache selbst sind im Grunde noch nicht genug erforscht. Diese Abhandlung untersucht nicht seine schriftstellerische Praxis, sondern seine theoretischen Äußerungen über die Sprache und seine Lexikographie. Das Thema hier ist also der sprachgeschichtliche Sinn der Lessingschen Lexikographie in bezug auf die Probleme der deutschen Sprache im 17. und 18. Jahrhundert.
1) Hochdeutsch und Lessings Ansichten von der deutschen Sprache
Das 18. Jahrhundert ist eine Zeit kritisch-theoretischen Bemühens um Sprachreinheit und Sprachverbesserung, das sich vor allem mit den Namen Gottsched und Adelung verbindet. Lessings eigene Ansichten von der Sprache lassen sich im Vergleich zu denen Gottscheds erklären, der damals eine führende Rolle im Verlauf der Stabilisierung der hochdeutschen Schriftsprache gespielt hatte. Es geht Gottsched, seinen Anhängern und Nachfolgern bis Adelung in erster Linie um die Reinheit und die Richtigkeit der Gegenwartssprache, d.h. um die Regelung des Sprachgebrauches. Demgegenüber steht das sprachliche Werk der Dichter, die mehr an einer Bereicherung des Deutschen im Sinne der Schaffung einer Literatursprache interessiert sind. Es geht Lessing, Wieland und den anderen Schriftstellern, die nicht Sprachtheoretiker und Grammatiker sind, um die Bereicherung der deutschen Sprache, um mundartliche und altertümliche Wörter. Lessing fand in Bodmers und Breitingers Kommentar zu den Wörtern der "Sammlung deutscher Gedichte aus dem 12., 13., 14. Jahrhundert“ sein sprachliches Ideal in Form und Inhalt realisiert. Das "Logau-Wörterbuch“ (1759) läßt deutlich werden, daß es unter ihrem großen Einfluß hergestellt worden war.
2) Archaismus, Provinzialismus und Wortneuschöpfung
Von den Lessingschen Fragmenten und dem "Logau-Wörterbuch“, in dem seine prinzipielle Absicht der Herausgabe eines Wörterbuchs gezeigt wird, kann man unter sprachwissenschaftlichem Gesichtspunkt auf zwei Besonderheiten schließen. Erstens, die Vorliebe für Dialekt, besonders den Schlesischen und Schweizerischen, und für alte Wörter, d.h. Wörter aus der deutschen Schriftsprache seit Luther. Lessing beabsichtigte diese Wörter als Mittel der Sprachbereicherung in der Praxis zu benutzen. Zweitens, das etymologische Interesse. Es waren größtenteils die Fremdwörter und die Ableitungen, deren historischen Wandel er mit etymologischer Aufmerksamkeit verfolgte. Das Lessings etymologische Methode kennzeichnende Bestreben, den Ursprung eines Wortes zu erklären, findet sich deutlich in der "Vergleichung deutscher Wörter und Redensarten mit fremden“. Lessings etymologische Untersuchungen gehen von der Ähnlichkeit sowohl im Klang als in der Bedeutung aus. Daher finden sich bei Lessing sowohl falsche als auch zutreffende Etymologien. Aber man muß berücksichtigen, daß er es sich zum Ziel setzt, die Synonyme und die verschiedenen Bedeutungen eines Wortes zu erfassen. Darüber hinaus werden unter seiner Fragestellung nicht nur die Neubildung durch Ableitung und Zusammensetzung, sondern auch der Gebrauch der Umgangssprache anerkannt.

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