die Deutsche Literatur
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Mhd. ez als formales Objekt
HIDEAKI NOMURA
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1986 Volume 77 Pages 116-128

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Abstract

Wilmanns (1909) nennt ez als Akkusativobjekt, das weder anaphorisch noch kataphorisch ist, "unbestimmtes Objekt“ und spezifiziert dieses Objekt nach dem Grad der Unbestimmtheit des Inhalts. Dabei liegen aber keine genauen Unterscheidungskriterien vor. Deswegen schließe ich zunächst von Beispielsätzen, die anhand der Primärliteratur (Tristan; Erec, Gregorius, Der arme Heinrich, Iwein; Das Nibelungenlied) als "unbestimmtes Objekt“ gesammelt wurden, dieselben aus, die den Kontext als "Gegenstand der Rede“ zu referieren scheinen, um das formale Objekt auszuwählen. Da habe ich mir folgende zwei Fragen gestellt: (1) Was für Verben können das ez zu sich nehmen? (2) Wie läßt sich der Existenzwert des ez erklären?
In bezug auf den ersten Punkt stellt es sich aus den ziemlich gut ausgewählten Belegsätzen heraus, daß diese Verben vorwiegend denjenigen entsprechen, die auch ein Objektsprädikativ (OP) zu sich nehmen können. Wenn man diese Verben nach Dal (1966) als MACHEN-Typ und BETRACHTEN-Typ auffaßt, gewinnt man aus der syntaktischen Besonderheit einen Filter, der das formale Objekt extrahieren kann. Da das OP (=E(attr)) nämlich zum Akkusativobjekt eine logisch-semantische Konnexion hat, dient beim MACHEN-Typ die Frage: "Was führt zu E(attr)?“ und beim BETRACHTEN-Typ die Frage: "Was ist E(attr)?“ als Filter, der das formale Objekt streng auswählen soll. Ich erörtere aufgrund der streng ausgewählten Belegsätze das zweite Problem, indem ich die syntaktische Struktur (SS), die auf der Valenzgrammatik von Greule (1982) beruht, und die Bedeutungsstruktur (BS), die auf der Bedeutungsanalyse der Verben durch Primitivprädikate beruht, beschreibe.
Die festgestellten Bedeutungsstrukturen bilden, wie nachfolgend gezeigt wird, grundsätzlich sechs Sorten und gestalten ein "Nominalprädikat mit doppeltem Nucleus“, das zwei autosemantische Kerne enthält. Im MACHEN-Typ wird immer ein Kausativ, im BETRACHTEN-Typ dagegen die sinnliche Erkenntnis eines durativen Zustandes des OPs impliziert.
I. CAUS/P1 (x, INCHO/P2 (y)P): (ge)vüegen usw.; (ge) dienen (=zu dienste tun), in das das OP als semantische Komponente inkorporiert wird; var(e)n lân als negativimplikatives Verb; wellen als voluntatives Verb; Sprechaktverben wie reden und sprechen.
II. CAUS/P1 (x, INCHO/P2 (yP (z))); ein logisches Subjekt des OPs (z) tritt auf: bringen, dienen (=zu dienste tun), an-trîben usw.
III. CAUS/P1 (x, INCHO/P2 (POSS/P3 (y, zP))); der Dativ (y), der einen Zustand des OPs besitzt, tritt auf: erbieten usw.; enblanden? (=lästig machen) mit reflexivem Dativ.
IV. CAUS/P1 (x, INCHO/P2 (POSS/P3 (y, zP (u)))); neben dem Dativ, der einen Zustand des OPs besitzt, tritt auch ein logisches Subjekt des OPs (u) auf: machen.
V. ERKENNEN/P1 (x, DUR/P2 (y)P): bedenken usw., hân/haben1.
VI. ERKENNEN/P1 (x, DUR/P2 (yP (z))); ein logisches Subjekt des OPs (z) tritt auf: erkennen.
Aus den sechs elementaren BS ergibt sich der Grund des Vorhandenseins des ez. Das heißt, da die Proposition des Inchoativs oder Durativs, deren Nucleus ein OP (=P) ist, die Inhaltsseite vom Objekt des übergeordneten Kausativs oder Erkenntnisprädikats ist, kann man das formale Objekt als Ausdrucksseite auffassen, die dieser Inhaltsseite als formaler Akkusativ zugewiesen wird. Wenn man ferner dieses ez in die obenerwähnten BS einordnet, bekommt man folgendermaßen syntaktisch modifizierte Beschreibungen:

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