1) Die Sprache ist für Eckhart als Prediger eigentlich die Tat und die Tätigkeit des Sprechens oder dessen virtuelle Wirklichkeit und aktuelles Vermögen. Einmal bezeichnet er seine Sprache mit
"bîiwort“ oder
"quasi“, das
"relationem similitudinis“ bedeutet und
"bî dem worte sîn“, nämlich bei jenem Wort immer gegenwärtig sein soll, das verbum, ratio und insb. Logos in dem Sinne des heiligen Iohannes (Ioh. I, 1) impliziert. Einmal umschreibt er seine Rede mit der
"bezeichenunge“ des inneren Wortes und mit dem unvollkommenen Wort, einem vollkommenen Wort Gottes gegenüber, der als ein wirkender Sprecher seit der Kreation bis jetzt sein
"esse“,
"essentia“ und alle
"creatura“ mit ein und demselben Wort Logos spricht und erkennt (
"bekennet“).
Bei Eckhart ist der Logos ein einziges Urwort und eingeborener Sohn Gottes, da beides in dem
Wirken des Sprechers dasselbe ist. Jesus ist nämlich ein vollkommener Hörer des Logos, deswegen ist er auch ein vollkommener Sprecher: ein vollkommenes Gleichnis Gottes. Sein Verhältnis zu dem Vater ist nach Eckhart ein so zwei-einiges, wie des Vaters Sprechen des Sohnes Hören und des Vaters Gebären des Sohnes Geborenwerden ist, aber im
Wirken einzig ist; dieses
Wirken entspricht dem scholastischen Terminus
"actus“, der aus dem griechischen
"enérgeia“ im aristotelischen Sinne stammt. Der Begriff ist nach meiner Ansicht sehr wichtig zum Eckhart-Verständnis. Nach seiner Lehre muß man den Logos mit seiner ganzen Seele
hören und in seiner Seele als Logos
geboren werden lernen. Der Chiasmus, der die zwei-einige Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn oder der Seele formuliert, ist eines merkwürdigsten Charakteristika des Stils und der Denkweise Eckharts.
2) In seinem
"Prologus generalis“ (LW 1, 148-165) werden die 14
"termini generales“ als Grundworte vorangestellt in solcher Weise, daß jedem von ihnen sein Gegensatz gegenübergestellt wird:
"Primus tractus agit de esse et ente, et eius opposito quod est nihil./Secundus de unitate et uno, et eius opposito quod est multum.“ (LW 1, 150, 1 f.). Diese Gegenüber-stellung der Grundworte wird zweifach durch Aristoteles-Zitate begründet: »opposita iuxta se posita magis elucescunt« (LW 1, 149, 8) »oppositorum eadem est scientia«. (LW 1, 149, 8-9) H. Fischer spricht von dem konträren Gegensatz: Die Methode dieses philosophischen Denkens sei die des Gegensatzes, sie sei
"dialektisch“. Aufschlußreich ist auch V. Losskys Bemerkung vom Zusammensein und Zusammenwirken von
"l'intuition mystique et la pensée dialectique“
"dans un esprit tendu vers une réalité métalogique“.
Es scheint mir ein metalogischer Logos, ein einziges Urwort zu sein, das sein
"dialektisches“ Denken sowie diese erste wichtigste Gegenüberstellung vom
Sein und
Nichts von innen motiviert. Das sprachlich und vernünftig
Wirken des unbekannten Urwortes durchbricht die bekannte Identität des Weltseins und zwar dessen sprachliche Logik, indem es die Welt polarisiert und diese in der konträren Perspektive von
Sein und
Nichts ins reine
"Sein“ aufhebt. Seine sogennante
"via remotionis“ und
"via negationis“ sind einerseits eine kritische Methode voll von Widerspruch (gegen die
"grobe“ Sprache) und von der Paradoxie (gegen die
"grobe“ Meinung) und sind andererseits der Weg zur
"Unio Mystica“:
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