Abstract
Um zu erforschen, in welcher Weise die sogenannten parasympathischen Gifte, nämlich Pilokarpin, Physostigmin und Tetramethylammoniumjodid, die Gefässe physiologisch beeinflussen, stellte Verfasser Versuche an verschiedenen Gefässpräparaten an und gelangte zu folgenden Schlüssen :
Pilokarpin wirkt auf die Ohr-, Nieren- und Hinterbeingefässe des Kaninchens sowie auf die Extremitätengefässe des Frosches stets dilatierend, wobei es sich hauptsächlich um Lähmung der sympathischen Vasokonstriktoren zu handeln scheint, obgleich bei grossen Konzentrationen bis zu einem gewissen Grade auch die Muskellähmung in Rechnung zu ziehen sein dürfte.
Auf den Tonus derselben Gefässe wirkt Physostigmin anfangs steigernd, bald danach aber herabsetzend. Ausnahmsweise geht diesen Tonusveränderungen an den Ohrgefässen bei kleinen Dosen eine schwache, vorübergehende Dilatation voran, welche sich auf die sympathischen Vasodilatatoren bezieht. Da die Tonussteigerung infolge Physostigmins durch die Lähmung der sympathischen Vasokonstriktoren nahezu nicht beeinflusst wird, so dürfte sie in hohem Grade auf der Erregung der Muskulatur selbst in den Gefässwänden beruhen.
Tetramethylammoniumjodid bewirkt an den Ohr- und Nierengefässen des Kaninchens sowie an den Froschextremitätengefässen nach vorangehender Verengerung Dilatation, welch erstere aber bei vorheriger Einwirkung des Nikotins nie zur Beobachtung kommt.
Antagonistisch gegen Adrenalin wirkt Pilokarpin an allen verwandten Gefässpräparaten und Physostigmin nur an den Kaninchenohrgefässen.
Auch zwischen Pilokarpin und Physostigmin lässt sich an den Kaninchenohrsowie Froschextremitätengefässen Antagonismus erkennen.