HIKAKU BUNGAKU Journal of Comparative Literature
Online ISSN : 2189-6844
Print ISSN : 0440-8039
ISSN-L : 0440-8039
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Hanafuda-Ein Kartenspiel als aesthetische Erziehung
Schaumann Werner
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1984 Volume 26 Pages 5-18

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Abstract

 Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in Kyoto aus den urspruenglich europaeischen Spielkarten das Blumenkarten Spiel entwickelt. An die Stelle der vier Farben zu je zwoelf Karten traten die zwoelf Monate mit je vier Karten, wobei jeder Monat durch eine Pflanze (Blume) gekennzeichnet wird. Die erste Karte eines jeden Monats wird durch eine Kombination von Pflanze und Tier hervorgehoben, die der Lyrik oder der dekorativen Kunst entnommen ist (Kiefer und Kranich, Herbstlaub und Reh etc.), weitere Karten sind durch einen Papierstreifen zum Gedichteschreiben der angemessenen Reaktion auf Natureindruecke ausgezeichnet. Wie die Auswahl der Motive zeigt auch die Bewertung der einzelnen Karten die traditionellen Vorlieben fue bestimmte Aspekte der Natur (Fruehling, Herbst, Mond, Kirschblueten) , und die Bonuskombinationen (Saketrinken bei der Mondschau etc.) passen sich ebenfalls diesem Schema an, so dass ein Bild der japanischen “schoenen Natur” (Kachȯfûgetsu) entsteht. Eine genauere Betrachtung dieses Bildes zeigt eine sehr freie Behandlung der Natur, die bis zur Willkuer geht (Paulowniablueten im Winter wegen eines Wortspieles), doch ist die Illusionierung durch das Spiel so stark, dass es heute meist fuer die Wirklichkeit genommen wird. Wenn aber die Illusion beim Spielen nicht zugleich auch durchschaut wird, verliert sie ihren Charakter als Freiraum, der dem Spiel erst seinen Sinn gibt. 

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© 1984 Japan Comparative Literature Association
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