Legal History Review
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Schweden und die Erbfrage Pommerns auf dem West-fälischen Friedenskongreß
Betrachtungen zur Setzung der Bestimmungen des Westfälischen Friedens
Koji Ito
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2002 Volume 2002 Issue 52 Pages 147-178,en10

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Abstract

Der Westfälische Friede von 1648 war in der deutschen Historiogra-phie bisher oft als "der Totenschein des deutschen Reichs" geprägt worden. Aber die jüngsten Forschungen zur Reichsverfassung haben eine Änderung in der bisherigen, nationalstaatlich orientierten Geschichts-schreibung bewirkt. Anläßlich des Jubiläums "350 Jahre Westfälischer Friede" begann man mit der politisch-kulturellen Überprüfung des Gesamtbildes dieses Friedens. Ich versuche die Bedeutung des Friedens für die Reichsverfassung im europäischen Kontext zu überdenken. Das heißt, die Siegermacht Schweden hat einen so großen Einfluß auf die Entstehung des Friedens ausgeübt, daß deshalb Eingriffe in die Reichs-verfassung vorgenommen wurden. Das ergab bezüglich der Erbfrage in Pommern einen großen Streitpunkt.
Der vorliegende Beitrag diskutiert über diese Probleme von drei Punkten aus. Im ersten Abschnitt "Der Dreißigjährige Krieg und Schweden" werden die Ursachen für den schwedischen Eintritt in den deutschen Krieg ergrundet. Dabei wurde bisher gewöhnlich das religiöse Motiv auf Seiten Gustav Adolfs für die Protestanten ins Spiel geftührt. Aber W. Buchholz hat in einem Beitrag diese Argumentation kritisiert, indem er darauf hinwies, daß die damalige schwedische Expansion auf außergewöhnliche innere Entwicklungen zurückzuführen sei. Bezüglich der Legitimierungsgrundlage des schwedischen Militäreinsatzes gegen den Kaiser behauptet auch S. Lundkvist, daß die natur- und völkerrecht-lichen Gedanken von H. Grotius für Schweden als theoretische Fundie-rung ihrer eigenen Sicherheitspolitik herangezogen wurden. Somit kon-nte Schweden die Universalität des Kaisers verneinen und an das Gleich-gewicht der Mächte in Europa appellieren.
Im zweiten Abschnitt "Die schwedischen Bedingungen für den Friedensschluß" werden die schwedischen Konditionen auf dem Westfä-lischen Kongreß, die bis zuletzt in den Verhandlungen mit dem Kaiser die urnstrittenen Hauptfriedensziele waren, eingehender betrachtet. Diese sind aus der Hauptinstruktion, die die schwedische Regierung für ihre Delegation im Oktober 1641 ausgefertigen lassen, ablesbar. Drei Bedin-gungen hat es gegeben: Erstens war da die "assecuratio pacis", die sich als die schwedische Kriegs- und Friedensidee darstellte. Zweitens gab es die "satisfactio coronae", womit konkrete Gebietsabtretung, deren zentraler Punkt Pommern war, gefordert wurden. Und drittens handelte es sich um die "satisfactio militum", die in einer Forderung an das Reich zur Bezahlung und zum ehrenvollen Abzug der Truppen bestand. Dabei spielten sowohl wirtschaftlich-politische als auch moralische Gründe mit, weil die Würde der schwedischen Truppen in Zukunft erforderlich war.
Dritter Abschnitt "Die Frage von Pommern als Reichslehen": Die Notwendigkeit der drei genannten Friedensbedingungen kommt dadurch klar zum Ausdruck, daß die Schweden Pommern als Reichslehen zu erhalten wünschten. Das heißt, durch Übergabe Pommern würde sowohl "satisfactio coronae" materiell geleistet als auch eine "assecuratio pacis" ermöglicht. In enger Beziehung mit diesen beiden Bedingungen sollte auch die "satisfactio militum" in Erfüllung gehen, weil die schwedische Regierung ihren Offizieren bereits Donationen oder Belohnungen in Pommern versprochen hatte. Deshalb haben die Schweden fast ununter-brochen Pommern während des Krieges besetzt gehalten, obwohl damals der brandenburgische Kurfürst dieses Territorium rechtlich zu erben angestrebt hatte.

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