Abstract
In dieser Arbeit schlagen wir eine Analyse von transitiven Konstruktionen mit Expletivum (transitive expletive constructions; TECs) in germanischen Sprachen im Rahmen der minimalistischen Syntax vor. Die Sprachen unterscheiden sich darin, welche Verbklassen Konstruktionen mit Expletivum zulassen: Während Expletiva mit unakkusativen bzw. passivierten Verben in allen germanischen Sprachen zu beobachten sind, sind Konstruktionen mit transitiven Verben und Expletivum nur in einem Teil dieser Sprachen möglich.
Diesen Unterschied wollen wir mit Hilfe des Labelling Algorithmus (LA) und der phasenbasierten Derivation (vgl. Chomsky 2013, 2015, etc.) ableiten. Dem LA zufolge muss z. B. das externe Argument (Subjekt) im Englischen seine ursprüngliche Position innerhalb der v*P verlassen, um schließlich in SpecTP zu gelangen, damit die v*P ein Label bekommen kann. In Sprachen, in denen das Subjekt innerhalb der v*P verbleiben kann, kann es zu TECs kommen, was mit dem hier vorgeschlagenen LA ableitbar ist.
Bezüglich der Phase postuliert u. a. mit dem Chomsky (2015), dass der Phasenstatus von v* durch V vererbt wird (phasehood inheritance). Wir nehmen an, dass diese Vererbung einer parametrischen Variation unterliegt, und demonstrieren, dass das Ausbleiben der Vererbung die Ableitung der TEC ermöglicht. Ferner schlagen wir vor, dass im Laufe der phasenbasierten Derivation die Spec-Kopf-Struktur, die sich als Folge des Transfers des Komplements ergibt, als eine Kopf-Komplement-Struktur reanalysiert werden kann (vgl. u. a. Narita 2014), wodurch das erwartete Problem des Labelling bei den TECs umgangen wird. Unsere Analyse sollte auch eine prinzipielle Erklärung zum Scrambling bzw. Objekt Shift ermöglichen, das laut Richards (2004) und Bobalijk & Jonas (1996) nur in Sprachen beobachtet wird, die TECs zulassen.