Vor kurzem wurde in unserer Klinik nachgewiesen, dass bei Insipiduskranken das Pituitrin bei der intralumbalen Darreichung eine viel stärkere Hemmung der Wasserdiurese erzeugen konnte, als bei der subkutanen Injektion. Weiter habe ich an Kaninchen, die teils kurarisiert und künstlich geatmet wurden, experimentell untersucht, ob das Pituglandol (Roche), direkt in den Zerebrospinalkanal eingeführt, anders auf das Gefässsystem wirkt, als bei Verabreichung auf dem Blutwege, und habe die Wirkung des Adrenalins unter den gleichen Versuchsbedingungen damit verglichen.
Das Pituglandol in einer Dose, deren Menge sich bei der intravenösen Injektion als nur schwach und langsam blutdrucksteigernd erwiesen hatte, in den Zerebrospinalkanal, entweder intralumbal oder intrazistern verabreicht, erzeugte eine sehr viel stärkere und auch länger andauernde Erhöhung des Karotisblutdruckes. Adrenalin, intravenös injiziert, erzeugte die bekannte starke Blutdrucksteigerung, nach der intralumbalen und intrazisternen Injektion war jedoch in der Mehrzahl der Fälle nur ein geringeres Ansteigen des Blutdruckes zu beobachten.
Wenn das Pituglandol vorher intravenös injiziert worden war, so wurde kein oder nur ein geringes Ansteigen des Blutdruckes durch die nachfolgende intralumbale sowie intravenöse Darreichung von physiologischer Kochsalzlösung hervorgerufen, während sie, gleichfalls bald nach der intralumbalen oder intrazisternen Injektion von Pituglandol gegeben, immer eine mehr oder weniger deutliche Steigerung des Blutdruckes bewirkte. Bei den gleichen Versuchen mit Adrenalin verhielt es sich umgekehrt und die intravenöso Injektion von Kochsalzlösung erxeugte nur dann, wenn sie bald nach der intravenösen Adrenalininjektion gegeben wurde, eine deutliche Drucksteigerung.
Die Nasenreizung, die Vagus-, Ischiadicus- und Medianusreizung, die Kompression der Aorta, der Atemstillstand u. a., bald nach dcr Verabreichung des Pituglandols auf dem Blutwege oder in den Zerebrospinalkanal ausgeführt, übten keine andersartige Wirkung auf den Blutdruck aus, im Vergleich zu dem gleichen Versuche mit Adrenalin, wenn auch manchmal, insbesondere dann, wenn das Pituglandol vorher direkt in den Zerebrospinalkanal eingeführt wurde, eine ausgeprägtere drucksteigernde Wirkung zu beobachten war.
Bei den Durchströmungsversuchen an der Niere verminderte das Pituglandol, in den Zerebrospinalkanal verabreicht, die ausströmende Flüssigkeitsmenge erheblich, bei der intravenösen Injektion dagegen fast gar nicht, während durch Adrenalin unter den gleichen Versuchsbedingungen eine deutliche Verminderung der ausströmenden Flüssigkeit nur bei intravenöser Applizierung erzeugt wurde. Nach vorangegangener intravenöser Injektion von Pituglandol wurde die ausströmende Flüssigkeit durch die nach-folgende intravenöse Kochsalzinfusion und auch durch die Ischiadicusreizung nicht vermindert, wohl aber in der Mehrzahl der Fälle nach der intralumbalen oder intrazisternen Applikation von Pituglandol. Bei den gleichen Adrenalinversuchen wurde eine Verminderung der ausströmenden Flüssigkeit nur dann durch die nachfolgende Kochsalzinjektion herbeigeführt, wenn das Adrenalin intravenös angewandt wurde.
Bei den Milzdurchströmungsversuchen übte Pituglandol, intravenös injiziert, keine merkliche Wirkung aus, dagegen wurde durch seine intrazisterne Applikation die ausströmende Flüssigkeit deutlich vermindert. Diese Verminderung blieb aber nach der Durchschneidung des Halsmarks, beider Vagi und Sympathici am Halse aus. Adrenalin, intravenös injiziert, erzeugte eine deutliche Verminderung der ausströmenden Flüssigkeitsmenge, die intrazisterne Verabreichung bewirkte dagegen keine Verminderung, weder vor noch nach der Durchschneidung des Halsmarks