The Japanese Journal of Urology
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Ein Fall von Agranulozytose, entstanden bei der antiluetischen Kur
T. MiyataT. Yamasaki
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1939 Volume 28 Issue 11 Pages 590-598

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Abstract

Wir haben einen Fall von Agranulozytose bei einer 19 jährigen Hausfrau beobachtet, die mit Neoarsaminol (Neosalvarsan) und Sanbis (intramuskuläres Bismutpräparat) antiluetisch behandelt wurde.
Die klinischen Untersuchungsergebnisse sind folgende:
Anamnese: Die Patientin wurde unter Diagnose von Lues latens 4 mal intravenös mit Naoarsaminol (Gesamtdosis pro Kg 0, 0293g) und 4 mal mit Sanbis (Gesamt-Bismutmenge 0, 175g) behandelt. Nebenerscheinungen waren Fieber und Nausea sowie Erbrechen nach der vierten Neoarsaminol-Injektion. Am 26. November, einige Stunden nach der letzten Sanbis-Injektion (3 Tage nach der vierten Neoarsaminol-Injektion), bekam die Patientin Fieber, das, mit Schüttelfrost beginnend, bis zu 39°C anstieg. Sie hielt es für Erkältung und legte sich ins Bett. Sechs Tage nach der vierten Neoarsaminol-Injektion bekam sie heftige Zahnschmerzen, die trotz zahnärztlicher Behandlung nicht nachliessen. Am 29. November besuchte sie unsere Klinik und wurde am anderen Morgen aufgenommen.
Die damaligen Untersuchungs-Ergebnisse sind:
Status präsens:
Statur mittelgross, gut ernährt. Geslchtsausdruck: leidend und gequält.
Puls: regelmässig, etwas weich.
Konjunktiva: hyperämisch, nicht ikterisch gefärbt.
Pupille: n.b.
Mund: Zunge gerötet, weisslich belegt. An der oberen Gingivalschleimhaut waren mehrere dick mit Eiter belegte kleine und am harten Gaumen ein daumenspitzengrosses eitrig belegtes Geschwür festzustellen:
Rachen: stark gerötet. Tonsillen beiderseits bis Daumenspitzengrösse angeschwollen.
Hals: Submaxillardrüsen beiderseits bis Hühnereigrösse angeschwollen und druckempfindlich. Bedeckende Haut nicht gerötet.
Achseldrüsen: nicht geschwollen.
Herz: Dämpfungsgrösse normal. II. Pulmonalton etwas unrein.
Leber, Milz: nicht geschwollen.
Aeussere Genitalien: o.B.
P.S.R.: normal. Sensibilitätsstörung nicht nachweisbar.
Blutkultur: auf Blutagar und in saponinhaltiger Bouillon (48 Stunden Kultur) negativ.
Harnbefunde (Katheterharn): klar, sauer, Eiweiss (+), Zucker (-), Gmelin (-), Urobilin (+++), Urobilinogen (+), Diazo (-).
Sediment: Leukozyten (+), Erythrozyten (-), Zylinder (+).
Kot: Parasiteneier (-), Guajakprobe (-), Benzidinprobe: bläuliche Verfärbung nach 4 Minuten.
Epicutane und intracutane Salvarsanhautreaktion: negativ.
Blut: Wa-R und Präzipitinreaktion nach K.T.N.-Methode.
Vor d. III. Neo. Inj. 16. Nov. LHHLL (+)
19 Tage nach IV. Neo. Inj. 12. Dez. neg. (-)
Blutstatus:
Tabelle I.
Dr. Soh hat eine deutliche Abnahme der Reduktionsform von Glutathion (G.S.H.) im Blute bei der Salvarsan-Überdosierung und auch bei der Salvarsan-Intoxikation festgestellt. Er beobachtete auch die Tatsache, dass eine Beimengung von G.S.H. in der Salvarsanlösung die Giftigkeit vermindert und nahm daher an, lass ein wichtiger Zusammenhang zwischen der Giftigkeit von Salvarsan und G.S.H. bestehen müsse.
Der Gehalt von G.S.H. und Gesamt-Glutathion (nach Fujita u. Numata's Methode) waren wie folgt:
Tabelle 2.
Kontrolle bei Gesunden:
Tabelle 3.
Der G.S.H. Gehalt war bei unserem Falle, wie aus Tabelle 2 ersichtlich, im ganzen Verlauf fast unverändert. Der von Gesamt-Glutathion war am Beginn mässig vermindert und näherte sich im Lauf der Behandlung allmählich der Norm.
Kurzgefasst ist unser Fall eine durch antiluetische Kur verursachte Agranulozytose (Granulozytopenie), bei der zu Beginn der Gehalt von Gesamtglutathion im Blute deutlich vermindert war.
Ob diese Agranulozytose durch As oder durch Bi verursacht wurde, ist schwer zu entscheiden.

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