1992 年 1992 巻 44 号 p. 200-204,332
Die "friedliche Revolution" in der DDR verwarf die für andere Revolutionen kennzeichnende Absicht, die Gesellschaft nach dem souveränen und homogenen Willen des Volkes und nach einem bestimmten politischen Plan zu gestalten. Sie setzte die Vielfalt des Volkes (Wir sind das Volk) voraus und entwickelte die der Gesellschaft innewohnenden Kräfte zur Selbststeuerung. Diese Charakteristiken der Revolution spiegelten sich in der neue Demokratievorstellung im Verfassungsentwurf des Runden Tisches wider. Die Verfasser dieses Entwurfs betrachten die Verfassung sowohl als die Voraussetzung der Selbststeuerung der Gesellschaft als auch als das wechselseitige Versprechen von Bürgern, das Dissens zwischen Bürgern zu ertragen. Trotz seiner rechtstechnischen Schwachpunkte eröffnet dieser Entwurf viele Phantasien für die Entwicklung der Demokratie, die auch für Juristen notwendig sind.