Abstract
Der Ubergang vom mythologischen zum philosophisch-mystischen Denken ist fur die Gnosisforschung sehr wichtig. Im "Zostrianos" (NHC VIII, 1) ist er deutlich zu erkennen. Die Gegner, mit denen Plotin in seinem Traktat "Gegen die Gnostiker" auseinandersetzte, besass eine Schrift mit demselben Titel. Plotin fand in ihr sinnlose, Zauberspruchen ahnliche Murmellaute und lehnte sie tadelnd ab. In der Tat haben nicht nur "Zostrianos", sondern auch andere Schriften der Spatgnosis von der zeitgenossischen Magie zahlreiche Beschworungsformeln aufgenommen. Sie gebrauchen aber sie nicht mehr wie in der Magie dazu, Gotter oder Geister zur Verwirklichung der unterschiedlichen Vorhaben des Menschen zu zwingen. Die Zauberspruchen werden nunmehr zu einer Glossolalie umfunktioniert, die ein Mystiker, der von unten nach oben auf das hochste Wesen hin aufsteigt, in dem Augenblick erhebt, in dem seine Erkenntnis uber das hochste Wesen und sein eigenes Seins in eins fallen.