Abstract
Das Ziel von Humboldts Kosmos ist nicht allein, wie dessen Untertitel Entwurf einer physischen Weltbeschreibung anzudeuten scheint, die wahrnehmbaren Naturerscheinungen und Naturverhältnisse aufzuzählen und deren Übersicht zu gewinnen. Es geht ihm sondern auch darum, über den Standpunkt und die Reichweite der Beschreibung selbst zu reflektieren und die ästhetischen Bedingungen der Buchverfassung der Natur nachzudenken. Für Humboldt müsse ein Buch, das die Natur beschreibe, den Eindruck wie die Natur selbst hervorbringen. Das Buch von der Natur wird als ein Naturgemälde vorgestellt, das die ganze materielle Welt darstellt. Gemälde heißt es wegen seiner unmittelbaren Anregbarkeit und Lebendigkeit der Darstellung, die das Gemüt ergötzt und den Natursinn verschärft. Angeregt durch Naturbeschreibungen dringt man tiefer in die lebendige Natur selbst ein und entdeckt in der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen Zusammenhänge, die die höhere Einheit erahnen lassen.