抄録
Im 18. Jahrhundert, als die Dichter einem „Freundschaftskult“ huldigten, wurden auch im deutschsprachigen Raum zahlreiche Korrespondenzen und Briefsteller (als Gattung) publiziert, womit sich ein neuer Stil entwickelte. Je natürlicher ein Brief erscheint, heißt es beispielsweise in der „praktischen Abhandlung von dem guten Geschmack in Briefen“ von Ch. F. Gellert, desto mehr wird er vom Publikum geschätzt. Das Natürliche eines Briefes erfordert, um mit W. Voßkamp zu sprechen, die „Kunst einer gewollten Kunstlosigkeit“, womit das Paradox des natürlichen Briefes deutlich gemacht wird, das in einer Art ‚entkünstlichter Künstlichkeit‘ besteht. Der vorliegende Aufsatz setzt sich mit der Codierung von Intimität auseinander, wie sie in den briefstellerischen Überlegungen des 18. Jahrhunderts thematisiert wurde, und mit deren Auflösung, wie sie sich bei K. Ph. Moritz abzuzeichnen beginnt.