SOCIO-ECONOMIC HISTORY
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Stadteraum und Stadtebildung des Ruhrgebietes im Zeitalter der Industrialisierung (INDUSTRIALIZATION AND URBANIZATION)
MAKOTO TERAO
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JOURNAL OPEN ACCESS

1974 Volume 39 Issue 6 Pages 589-631,708-70

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Abstract

Was wesentlich den modernen industriellen Stadteraum bestimmt, soll in der Entfaltung der Kapitalischen Betriebsverfassung, deren wichtigstes Merk-mal das System der vertikalen Arbeitsteilung zwischen leitenden Betriebs-fuhrern und ausfuhrenden Betriebsarbeitern ist, gefunden werden. Bei der Betrachtung des werdens solchen Stadteraums muB man deshalb darauf zuerst blicken, woraus und wie beide Gruppen, Betriebsfuhrer und Betriebsarbeiter, gewachsen worden sind. Erst nach dieser essentiellen Analyse kann die interbetriebliche Arbeits-teilungs-, bzw. Marktstruktur in Betracht gezogen werden. Dabei handelt es sich darum, ob sie einen vielfatigen oder einfachen, mit anderen Worten, einen kompetitiven oder monopolistischen Charakter tragt. Auf dieser Ebene der substantiellen Analyse lassen sich wechselbewegungen zwischen den ein-zelnen Betrieben und der gesamten Industrie-, bzw. Marktwirtschaft korrekt erkennen. Was der Stadteraum des Ruhrgebietes betrifft, ist es sehr interessant, einen Kontrast zwischen seinem sudlichen Teil und seinem nordlichen Teil herauszufinden. Im ersteren hat die Betriebsverfassung, verbunden mit der gewerblichen Tradition Westdeutschlands, allmahlich und fruchtbar entwic-kelt, wobei neben groBeren Betrieben zahlreichen mittleren und kleineren Betrieben habe bestehen durfen. Im letzteren hat die Betriebsverfassung auf dem Grund des reichen Vorkommens der Steinkohle so schnell entwickelt, daB beide Gruppen, Betriebsfuhrer und Betriebsarbeiter uberwiegend aus der AuBenwelt herkommt sind. Betriebsfuhrer teils aus Ausland, teils aus West-deutschland im allgemeinen, Betriebsarbeiter hauptsachlich aus den Gebieten ostlich der Elbe. Dazu kommt noch zweites Element in Betracht, wodurch die Stadtraume dieses Bezirks sehr chaotisch, namlich ohne die Stadtkernen gebildet worden sind. Von der Rede ist dabei die monookonomische und monopolistische lndustrie- und Marktstruktur. Dieselbe Tendenz solcher kontrarbewegung laBt sich doch auch bei der soziopolitischen Stadtebiltung in der Zeit finden. Im Suden hat es den Stadtburgern in der zweiten Halfte des vorigen Jahrhunderts gelungen, ihr stadtleben nach einem modernen stadtebau umzugestalten, obwohl die dortige burgerliche Welt, verglichen mit der englischen, bzw. franzosischen, ganz ruckstandig war. Die neue einheitliche Oberschicht, teils Eingesessene, tills Zuwanderer, hat es sich zur Aufgabe gemacht. Im Norden, wo solche pflichteifere oberschicht gefehlt hat, konnten die Stadtburger nur das vollstandige Stadtleben genieBen Wiederholt war dort der Streit zwischen den "Huttenpartei" und der "Burgerpartei", was die gesunde Stadtbildung gehemmt hat. Nicht nur dem Norden, sondern auch dem Suden wurde eine Schranke fur die weitere Entwicklung der Ruhrstadte, erst durch das Erscheinen der Weimarer Republik entnommen, wobei das Dreiklassenwahlrechts der stadt-burger fur die Wahl ihrer Stadtverordneten aufgehoben und das allgemeine Wahlrecht eingefuhrt wurde.

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© 1974 The Socio-Economic History Society
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