1789 schrieb Georg Forster, dass das Organ Zunge zu „Geschmack und Rede“ in historischer Hinsicht eine Triebfeder sei, die Europäer schon lange zu Bewegung, Handeln, Krieg und Eroberung veranlasst habe. An Forster anknüpfend zielt dieser Aufsatz darauf ab, die gedoppelte Kette der Ideen über Essen im deutschen frühneuzeitlichen ökonomischen Diskurs zu rekonstruieren. Mit der gedoppelten Kette ist einerseits die Lieferkette der Materien selbst, etwa Auster und Stockfisch, und andererseits der Zusammenhang zwischen Kochbüchern, Hausväterliteratur und Lexika sowie Schriften der Gelehrten gemeint. Darin lässt sich eine gewisse Entzauberung des Essens erkennen.
In §.1 wird skizzenhaft ein Bild der Doppelkette der historischen Fakten und Kochbücher sowie Materien-Lexika anhand des seit dem 12. Jahrhundert etablierten Fischhandels im Hanseraum und zwischen den deutschen Städten entworfen. Dadurch wird klar, dass es ein dichotomisches Schema beim Zweck von Essen gab: Geschmack und Gesundheit. In §.2 werden einige Schriften, etwa von Paul Jacob Marperger(1656–1730), Wilhelm von Schröder(1640–1688), Christian Thomasius(1655–1728), Teodor Ludwig Lau(1670-1740)im Zusammenhang mit der Kritik an Luxuskonsum im Hinblick auf die Fiskal- und Gesundheitspolitik zu erörtert. Hieran soll gezeigt werden, dass es den Gelehrten letztlich nicht zuletzt um den ethischen Aspekt der Leckereien und anderer Lüste ging. In §.3 wird aufgrund von Christian Wolffs(1679–1754)Diskussion um Essen im Kontext der Diskurse über Gesundheit und astrologisches Weltbild ein Wandel angedeutet, wonach die astrologische und religiöse Lebensordnung der Hausväterliteratur ihre prinzipielle Gültigkeit verlor.
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