Die rasche Entwicklung der Technologie in den letzten Jahren förderte auch den großen Fortschritt bezüglich der mechanischen Mittel des Theaters. Eine große Maschinerie ermöglicht es, den Bühnenwechsel zu beschleunigen, dadurch Personal einzusparen, und dazu mit Hilfe von Beleuchtung und Toneffekten leichter Abwechslung in die Aufführung zu bringen. In Deutschland ist es nicht selten, daß prächtige Bühnenbilder mit Hilfe hochentwickelter Techniken aufgebaut werden, oder daß man durch originelle Einfälle Eindruck auf die Zuschauer zu machen versucht. Denn die Theaterleute, die sich der Konkurrenz mit den neuen Medien, d.h. TV bzw. Video, bewußt sind, müssen auf auffallende Mittel zurückgreifen, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu erregen.
In der deutschen Theaterwelt war es die Schaübuhne (Berlin), die auf dem Gebiet des Bühnenbildes bemerkenswerte Ergebnisse erzielte und bahnbrechende Aufführungen veranstaltete. Bei
"Drei Schwestern“ (A. P. Tschechow, P. Stein, 1984) schienen der Regisseur und der Bühnenbildner dem ehemaligen Realismus kritiklos zu gehorchen, aber ihre Herausforderung gegen die Traditionen dieses Stils wurde in den Einzelheiten spürbar. Auch veränderten sie die Höhe des Proszeniums und die Tiefe der Bühne der Bedeutung der Szenen gemäß, wodurch die Interpretation des Stücks durch den Regisseur sinnlich angedeutet wird. Bei
"Der haarige Affe“ (E. O'Neill, P. Stein, 1986) wurde eine gigantische Bühnenarchitektur aufgebaut. Das Stück war zwar nicht durchgehend realistisch inszeniert, aber in der ersten Hälfte erregte man das Einbildungsvermögen der Zuschauer sowohl durch eine Ausstattung, die einen Teil der Breitseite eines Ozeandampfers zeigte, als auch durch wundersame Toneffekte, so daß beim Publikum die komplexe Vorstellung eines Ozeandampfers hervorgerufen und damit sein Realitätsgefühl geweckt wurde. Der Reiz des Theaters ist es, in irgendeinem Punkt Realitätsgefühl zu entwickeln. Das kommt aber nicht nur aus dem
"Echten“ oder dem scheinbar
"Echten“ heraus. Realistisch ist, was unter den fiktiven Voraussetzungen der Aufführung vom Zuschauer als echt empfunden wird.
Das Realitätsgefühl entsteht manchmal auch aus dem Rückgriff auf das Nichtrealistische. Bei
"Die Tragödie des Macbeth“ (W. Shakespeare, K. Thalbach mit T. Brasch, 1987) in der Schiller Theater-Werkstatt, wurden die Stimmen der Hexen mit Hilfe technischer Geräte verändert. Durch diese Maßnahme wirkte das übernatürliche Wesen überzeugend. Auf diese weise bietet die Technologie Werken der Vergangenheit neue Ausdrucksmittel an, und ermöglicht der Regie Dinge, die bisher unmöglich waren. Außerdem ziehen die Theaterleute häufig neue Materialien für neue Bühneneffekte heran; so benutzen sie z.B. im Bereich der Beleuchtung Leucht stoffröhren. Für das Schlußbild vom
"Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ (B. Brecht, A. Kirchner, 1987) wurde ihr charakteristisches Licht eindrucksvoll verwendet.
Die Technologie gibt nicht nur dem Theater unmittelbar neue Ausdrucksmöglichkeiten, sondern bringt auch eine neue Konzeption mit sich. Seit Jahren gibt es viele Aufführungen, die ein besonders von der Filmkunst beeinflußtes Regiekonzept haben. Bei
"Woyzeck“ (G. Büchner, Daniel Benoin mit Wilhelmine Bauer, 1987) wurde das ganze Werk als eine von Woyzeck verinnerlichte Erinnerung konstruiert.
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