詳細検索結果
以下の条件での結果を表示する: 検索条件を変更
クエリ検索: "トゥスネルダ"
1件中 1-1の結果を表示しています
  • 愛国的表象としての風景とその解体
    児玉 麻美
    ドイツ文学
    2018年 156 巻 139-154
    発行日: 2018年
    公開日: 2019/03/31
    ジャーナル フリー
     Die Wendung vom klaren römischen Hügel zum trüben teutonischen Hain wurde im 18. Jahrhundert dadurch hervorgerufen, dass zu der Zeit das Interesse an Ossianischen Gedichten, nordischer Mythologie und altsprach­lichen Literaturdenkmälern gestiegen war. So hat es auch Klopstock in seinen Werken, „Der Hügel, und der Hain“ (1767), „Mein Vaterland“ (1768) und den drei Hermann-Dramen gewagt, sein kulturpatriotisches Streben auf eine nationale Eigenständigkeit der deutschen Literatur auszurichten.
     Dass anschließend im 19. Jahrhunderte die Motive mit heimischem Kolorit wie Hermann der Cherusker, der Harz, überhaupt die Wälder in Deutschland, sehr beliebt waren, bezeugen die Malereien von Caspar David Friedrich. Besonders der Hermann-Stoff und die Kyffhäuser-Legende, in denen geschichtlicher Stoff mit konkreten Orten verbunden wird, zogen die Aufmerksamkeit vieler Dichter auf sich. Während die meisten der Werke, in denen die Landschaft der vergangenen Glanzzeit retrospektiv beschworen wird, viel Begeisterung für die Volkstraditionen und den Wunsch zur staatlichen Einheit Deutschlands enthielten, schrieb Christian Dietrich Grabbe hingegen die patriotische Illusion negativ um. Daraus ergibt sich das Problem, den Dualismus zwischen der menschlichen Geschichte und der Naturwelt in Grabbes Geschichtsdramen ans Licht zu bringen und auf den Unterschied zu seinen zeitgenössischen Natur-Vorstellungen hinzuweisen.
     Bei der Naturmetaphorik in Grabbes Text kann man drei Typen unterscheiden: Einerseits den Vergleich mit der grandiosen Naturmacht in der Figurenrede der charismatischen Herrscher, andererseits die Andeutung der Wechsel­fälle im Kreislauf der Jahreszeiten, und schließlich das Idyll mit biedermeierlicher Stimmung. Weil Grabbe in der Regel als zum Antibieder­meier neigender Dichter bezeichnet wird und seine chauvinistischen Naturdarstellungen meistens im Vordergrund gestanden haben, werden Intimität und Häuslichkeit oft einfach nur für eine das wirkungs­mächtige Subjekt hervorhebende Kulisse gehalten. Es ist aber nicht zu übersehen, dass gerade durch die Verbindung zwischen der zyklischen Natur und dem utopischen Schutzraum der außeralltägliche Heroismus als Hauptthema im Hohenstaufen-Zyklus relativiert wurde.
     In der Tragödie „Kaiser Heinrich der Sechste“ (1829–30), dem zweiten Teil des Hohenstaufen-Zyklus, richtet Heinrich der Löwe seinen Zerstörungstrieb auf das biedermeierliche Kleinbürgertum hin aus. Dabei offenbart sich aber das zu viel Naturmetaphorik aufladende Heldentum allmählich als Anachro­nismus und Theatralik. Dem gleichgültigen Blick der beschaulichen Welt ausgesetzt, tritt der Zusammenbruch der Größenphantasien in eine entscheidende Phase und bietet einen pessimistischen Ausblick, wenn die Vergänglichkeit der politischen Welt der Ewigkeit des Zyklenmodells im Gehöft von „Kaiser Heinrich der Sechste“ und im botanischen Garten von „Napoleon oder die hundert Tage“ (1829–31) gegenübergestellt wird.
     Das mit der germanischen Landschaft vereinte Anführerbild verkommt in den Dramen seiner Spätzeit schrittweise zur Wirkungslosigkeit. Das deutet daraufhin, dass die unendliche Repetitivität der Naturkraft als unveränder­liches Gesetz das ganze menschlich-politische Handeln beherrscht. Der Autor benutzte dabei nicht vehemente Metaphern wie hoch aufragende Gebirge oder tiefe Wälder, sondern die Gartenlauben-Vorstellung.
     Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum 19. Jahrhundert wurde die Landschaftssymbolik in verschiedene Paradigmen umgewertet. Grabbe führt die mit pantheistischer Weltanschauung und Vaterlandsliebe gefärbte Landschaft schließlich auf ein autonomes Naturbild zurück, und erst damit wird sie von ihrer der Religion bzw. der Geschichte zur Folie dienenden Rolle befreit. Diese Gründlichkeit kann man als den extremen Schlusspunkt interpretieren, in den die nationalistische Begeisterung nach dem Erlebnis der totalen Desillusion versank.
feedback
Top