"Schreiben Frauen anders?“-so lautet der Titel der Dissertation von Christa Gürtler, in der zwei österreichische Schriftstellerinnen, Ingeborg Bachmann und Barbara Frischmuth, behandelt werden. Diese Frage enthält mehrere Probleme, die nicht einfach mit
"Ja“ oder
"Nein“ beantwortet werden können. Frauen sind körperlich ganz anders gebildet als Männer, d.h. Frauen können schwanger sein und Kinder gebären. Diese Verschiedenheit von Männern und Frauen ist seit Urbeginn der Geschichte der Welt unverändert. Deshalb ist es zwar selbstverständlich, daß Frauen eine ganz andere Schreibweise haben, aber problematisch ist, warum man diese Frage stellen muß und wie man auf diese Frage antworten kann.
Frauen waren tatsächlich im Laufe der langen Geschichte der Herrschaft der Männer unterworfen, deshalb kann man die Frauenliteratur als eine Dimension der Frauenbewegung ansehen, die seit den 60er Jahren überall in der Welt entstanden ist. In den 70er Jahren versuchten die in der Bewegung gescheiterten Frauen den inneren Raum ihrer selbst anzusehen und auszudrücken. Frauen begannen zu schreiben, indem sie nach
"der Identität als Frauen“ suchten. Also könnte man auch die Werke von Frischmuth als Teil dieser Frauenliteratur begreifen. Aber ihre Werke scheinen auch eine andere Schicht zu haben, d.h. Schreiben hat für sie vor allem
"therapeutische Funktion“. In diesem kleinen Aufsatz versuche ich die persönlichen Züge dieser Funktion zu beschreiben.
1974 hat Frischmuth ihren einzigen Sohn Florian zur Welt gebracht. Bis dahin hatte sie zwar schon wichtige Werke wie
"Die Klosterschule“ (1968),
"Rückkehr zum vorläufigen Ausgangspunkt“ (1973) und
"Haschen nach Wind“ (1974) veröffentlicht, aber dieses Erlebnis wurde ihr zum Wendepunkt ihres Schaffens. Durch die Schwangerschaft und das Gebären wurde vor ihren Augen eine neue, mystische Welt geöffnet. Und sie mußte sich auch noch dazu entscheiden, allein mit dem Sohn weiterzuleben, weil sie sich von ihrem Mann getrennt hatte. Sie war eifersüchtig und leidenschaftlich zu lange auf ihren Mann ausgerichtet gewesen, was sie geistig und körperlich fast zu Tode verletzt hatte.
Durch dieses schwere Erlebnis hat sie die neue Bedeutung des Schreibens entdeckt. Das erste Werk der
"Sternwieser Trilogie“,
"Die Mystifikation der Sophie Silber“ (1976), ist ein mystifizierter Ausdruck dieser Bedeutung. Der Einladungsbrief, den Sophie von der Feenwelt erhielt, symbolisiert die mystische Erfahrung Frischmuths, d.h. daß in ihrem Körper ein neues Leben entstanden und gewachsen ist. Sophie ist Schauspielerin und entdeckt in der Feenwelt ihre Vergangenheit, die sie schon vergessen, besser gesagt, nie gekannt hatte. Ihr Zurückgehen in die Vergangenheit ist eine Reise zum Ursprünglichen, wo sie die Bedeutung ihres Lebens findet. Im zweiten Werk der Trilogie,
"Amy oder Die Metamorphose“ (1978), bedeutet die Metamorphose nicht nur die Verwandlung einer Fee zum Menschen.
"Mutter“ zu werden ist die wichtigere Bedeutung der Metamorphose. Amy, die in der Vergangenheit keine Geschichte als Mensch hat, muß als Mutter in der Gesellschaft der Menschen mitleben. In dieser schwierigen Situation findet sie sich zuletzt im Leben als Schriftstellerin wieder, was dem wirklichen Leben Frischmuths entspricht. Im dritten Werk,
"Kai und die Liebe zu den Modellen“ (1979), lebt Amy als Schriftstellerin mit ihrem Sohn Kai, dessen Vater Sophies Sohn ist. Kai ist jetzt schon fünf Jahre alt und beginnt sein eigenes Leben als Kind zu entwickeln. Durch die Beziehung zu ihrem Sohn erweitert sich auch die Welt Sophies,
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