Goethes fruchtbarste Beschäftigung mit chinesischer Literatur fällt in die Jahre 1826-27. Er las damals nicht nur die „ Chinese Courtship. In Verse ” von P. P. Thoms (1824), die „ Contes chinois ” und „ Iu-KiaoLi, ou les deux cousines ” von A. Rémusat (1826), sondern übertrug 1827 auch von den in der „ Chinese Courtship ” enthaltenen “ Gedichten hundert schöner Frauen ” (Pih-mei-she-yung) vier aus dem Englischen ins Deutsche. Über das chinesische Original dieser Gedichte ist jedoch nicht nur in Europa, sondern auch in China bisher nur wenig bekannt. Es gelang dem Verfasser, durch vergleichende Untersuchungen das chinesische Original zu entdecken (vgl. Verf. : Goethe und die chinesischen Gedichte, in: The Liberal Review VI, 1960, Tohoku Univ.). Die nicht immer bedeutenden Werke lagen Goethe vor und reizten ihn über eine bloße Übersetzung oder Nachdichtung hinaus zu einer Eigenschöpfung in chinesischer Art. Denn das Verschmelzen von Menschen und Natur, die Hingabe ans ewige Gesetz in der chinesischen Dichtung stimmte überein mit der Idee und dem Lebensgefühl des späten Goethe. Großenteils 1827 entstand der Zyklus von 14 Gedichten „ Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten.” Was dabei die chinesischen Anregungen betrifft, so konnte der Verf. noch etwas mehr herausfinden, als der größte Teil der bisherigen deutschen Forschung. Dies ist besonders auch der Fall bei dem schönsten Gedichte dieses Zyklus: „ Dämmrung senkte sich von oben.”
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