Hier wird unternommen, die Verbindung zwischen dem Formelhaften und dem Thematischen aus der typischen Flucht-Bewegung heraus zu erklären. Dabei ist die Haltung des Erzählers sehr aufschlußreich.
Die Flucht-Bewegung ist eine Hervorhebung der Konfliktsituation, die bei Hoffmann immer in einem dualistischen Schema erscheint. Besonders Künstler leiden unter dieser Diskrepanz zwischen den beiden gegensätzlichen Seiten der Schönheit. Einerseits heilt sie nämlich die Menschenseele kraft ihrer Anziehung, richtet die Menschen aber andererseits durch ihre dämonische, fürchterliche Seite zu Grunde.
Zuerst wird die Flucht gleich nach der Traumvision im
"Ritter Gluck“ betrachtet. Der alte Musiker spricht vom Traumreich, wo er einst gewesen sei und das Ewige getroffen habe. Die Bedeutung seiner Flucht nach der Traumvision besteht darin, daß der alte Musiker die Kluft zwischen dem Ewigen und dem Wirklichen jedesmal wieder aufs neue erlebt und vor Verzweiflung rasend forteilen muß. Der höchste Moment, die Wiedervereinigung mit dem Ewigen, könnte diesem Alten den Tod bringen, wie wir es an den Gestalten Antoniens oder Donna Annas sehen können. Aber der Alte weiß, daß er wie ein abgeschiedener Geist dazu verdammt ist, in diesem öden Raum der Wirklichkeit umherzuirren. Weder kann er das höchste Reich erlangen, noch darf er erlöst durch den Tod diesen öden Raum verlassen. Man kann daher leicht verstehen, daß er von dieser inneren Auseinandersetzung in den Wahnsinn getrieben wird.
In der Enthüllungs-oder Schlußszene, vor allem aber in den Worten
"Ich bin der Ritter Gluck“, wird alles novellistisch zugespitzt. Der Ich-Erzähler erfährt, daß der Alte ein Wahnsinniger ist, der vom Dämon der Musik getrieben wird. Das Schweigen des Ich-Erzählers, der bis zum Schluß der Novelle seine Erzählhaltung immer als ein Unwissender beibehalten hat, ist hier nicht nur als novellistischer Effekt, sondern auch für die Aufhellung der Künstlerexistenz sehr wichtig. Im Schweigen erhebt der Erzähler den Wahnsinnigen von einer komischen zu einer tragischen Figur. Das Schweigen bedeutet für den Erzähler auch eine Flucht vor seinem eigenen existentiellen Grundgefühl, weil er sich mit dem alten wahnsinnigen Musiker sehr geistesverwandt fühlt.
Was im
"Ritter Gluck“ vom Künstlertum aus über die Flucht-Bewegung gesagt wird, wird in dem
"Goldenen Topf“ märchenhaft und humoristisch entwickelt. Auch im
"Goldenen Topf“ stehen sich zwei feindliche Welten gegenüber, nämlich die mythologische Welt von Atlantis und die alltägliche Wirklichkeit. Aber die Konfliktsituation hier ist äußerlich und räumlich ausgebreitet, während dagegen jene im
"Ritter Gluck“ innerlich und existentiell verharrt.
In der Anfangsszene des Märchens flieht Anselmus fort vom Apfelweib, nachdem er in seiner Ungeschicklichkeit und unter seinem Unstern in den Apfelkorb hineingetreten war. Diese Anfangsszene hat nur einen humoristischen Effekt und damit den Zweck, das kindliche Betragen des Anselmus zu betonen. Gleich nach dieser Szene kommt die märchenhafte Begegnung mit seiner Geliebten Serpentina unter dem Holunderbaum.
Die Fluchtszene führt den Helden in einen isolierten Raum, wo er in sich selbst gehen kann. Das Fliehen vor dem einen ist das Verlangen nach dem Gegensätzlichen, dem anderen, d.h. vom Alltäglichen nach dem Innerlichen des Selbst. Die Flucht- und Visionsszene, die die erste Vigilie umrahmen, greifen dem Verlauf des ganzen Märchens voraus. Die Konfliktsituation im
"Goldenen Topf“ besteht aus der Auseinandersetzung zwischen dem Poetischen und dem Prosaischen. Anselmus, der zum Dichter bestimmt
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