Abstract
Bei 22 Fällen von operativ herausgeschnittenen, frischen menschlichen Eileitern wurde das Epithel der Ampulla cytologisch und histologisch eingehend studiert, um die menstruationscyclischen Veränderungen und die Veränderungen bei der Schwangerschaft sowie Menopause zu erforschen. Dabei wurden Mitochondrien, GOLGIapparat, Sekretionserscheinungen, Fettröpfchen und Glykogen in Epithelzellen gleichzeitig beobachtet. Die wichtigsten Ergebnisse werden im folgenden zusammengefasst angegeben.
Das einschichtige Epithel der menschlichen Eileiter besteht aus Flimmerzellen, mit Zentralgeißel versehenen, flimmerlosen Zellen und sog. basalen hellen Zellen, welch letztere im Basalteil des Epithels als kleine, rundliche Zellen verstreut vorkommen. Die Flimmer- und flimmerlosen Zellen werden im Ampullarteil nahezu in gleicher Zahl vorgefunden. Die sog. Stiftchenzellen sind nichts anderes als die pyknotischen, flimmerlosen Zellen, welche infolge der Herabsteigung der Funktion durch benachbarte Zellen gedrückt sind. Im verhältnismäßig hohen Abschnitt des Epithels finden sich öfters die Epithelfalten. Die Flimmer- und flimmerlosen Zellen sind zwei selbständige, besondere Zellenarten, welche jede für sich eine bestimmte, eigentliche Funktion leisten und nie ineinander übergehen. Die flimmerlosen Zellen leisten den ganzen Menstruationscyclus hindurch die sekretorische Funktion, welche sich durch die typischen Bilder der apokrinen Sekretion auszeichnet. Bei deutlich gesteigerter sekretoricher Funktion des Epithels sezernieren nicht nur die flimmerlosen Zellen sondern auch die Flimmerzellen, welch letztere dabei gleiche Bilder der apokrinen Sekretion wie die Flimmerzellen darbieten, so daß dabei der Flimmerbesatz der Flimmerzellen vorübergehend verschwindet. Dies bedeutet aber nicht, daß die Flimmerzellen sich in die eigentlichen flimmerlosen umwandeln können. In solchen vorübergehend flimmerlos gewordenen Flimmerzellen tritt die Flimmerblase auf, welche vom Zentriol abstammt und schließlich den Flimmerbesatz rekonstruiert. Die Annahme, daß die Kerne der flimmerlosen Zellen unter Umständen durch apokrine Sekretion ins Lumen ausgestoßen werden können, konnte der Verfasser in dieser Untersuchung nicht bestätigen.
Im Cytoplasma der flimmerlosen Zellen werden kleine Sekretgranula und Sekretvakuolen nachgewiesen, welch erstere auf Kosten der Mitochondrien gebildet werden und positive Überjodsäure-SCHIFF'sche Reaktion zeigen. Diese beiden Cytoplasmaeinschlüsse treten in die papillen- oder zungenförmigen Cytoplasmafortsätze (Sekretfortsätze) hinein, welche von der freien Oberfläche der flimmerlosen Zellen ins Lumen hervorragen, um schließlich durch tiefe Abschnürung in ihren Basalteilen als Sekrettröpfchen ins Lumen abzufallen (die Bilder der apokrinen Sekretion). Die gleiche Sekretgranulabildung läßt sich nicht selten auch in Flimmerzellen nachweisen und bei stark gesteigerter sekretoricher Tätigkeit des Epithels werden die gleichen apokrinen Sekretionsbilder sogar an Flimmerzellen wahrgenommen.
Die Beschaffenheiten des GOLGIapparates werden gemäß der sekretorischer Tätigkeit der Epithelzellen kaum verändert, aber sie sind in den Flimmer- und flimmerlosen Zellen distinkt verschieden; so stellt der GOLGIapparat in den ersteren eine diffuse Form dar, während er in den letzteren eine komplexe Form zeigt. Zwischen diesen beiden Formen des GOLGIapparates bestehen keine Übergangsformen. Diese Tatsache spricht für die Auffassung, daß die Flimmer- und flimmerlosen Zellen zwei ganz besondere Zellarten repräsentieren und nie ineinander übergehen.
Das Epithel der menschlichen Eileiter zeigt anscheinend menstruationscyclische Veränderungen