Abstract
1. Die frischen Milchkügelchen in der Kuhmilch sind vollständig rund, stark lichtbrechend und unter dem Lichtmikroskop sehr scharf umrissen. Sie färben sich mit keinen lipoidfärbenden mittelstarkpolaren Farbstoffen. Versetzt man die Milch mit einer großen Menge der MÜLLERschen Flüssigkeit, die Kaliumbichromat und Natriumsulfat enthält, und läßt das Gemisch bei 37°C stehen, so nehmen die Milchkügelchen allmählich an der Stärke der Lichtbrechung ab, werden nicht rund und sowohl mit lipoidfärbendem, schwach saurem Irisolechtviolett BBN als auch mit ebenfalls lipoidfärbendem, schwach basischem Viktoriablau färbbar. Die Milchkügelchen ballen sich schließlich zusammen.
2. Die Milchkügelchen in der mit 0.9%iger physiologischen Kochsalzlösung verdünnten Milch werden etwas später mit den obigen Farbstoffen anfärbbar als beim Zusetzen der MÜLLERschen Flüssigkeit. Nach Ablauf längerer Zeit werden sie jedoch beträchtlich stark färbbar. Sie bleiben aber immer vollständig rund und ballten sich nicht zusammen.
3. Die in der mit Kochsalzlösung verdünnten Milch vorhandenen Milchkügelchen werden naturgemäß von nativer Lipase angegriffen, so daß ihr Neutralfett allmählich in Glycerin und Fettsäuren gespaltet wird. Diese Produkte färben sich mit den beiden Farbstoffen. Die MÜLLERsche Flüssigkeit vernichtet dagegen die Lipasenwirkung, demaskiert aber durch ihre starke oxydierende Wirkung Lipoide an der Oberfläche der Milchkügelchen und zerlegt ferner Neutralfett bis zu einem gewissen Grad in seinen Komponenten. Die Frage, wie die MÜLLERsche Flüssigkeit dabei nicht gleichmäßig Veränderungen der Oberfläche der Milchkügelchen bewirkt und diese derformiert, muß in dieser Untersuchung dahingestellt bleiben.