Beitraege zur oesterreichischen Literatur
Online ISSN : 2189-7514
Print ISSN : 0912-3539
ISSN-L : 0912-3539
Abstract

Im Gesprach mit Herbert Gamber hat Peter Handke seine grundlegende Methode als Erzahlen der Orte bezeichnet. Seit "Langsame Heimkehr" scheint das Erzahlen der wahrgenommenen Formen der Zeitraume zu einer klar bewussten Idee zu werden. An Ausdrticken der Gedankengange fehlt es aber nicht. Formen und Gedanken verzahnen sich vielmehr in reissverschlusshafter Weise. In "Langsame Heimkehr" wird in der nordamerikanischen Landschaft real wahrnehmend und zugleich phantasierend ein naturlich-metaphysischer Raum voll von erzahlbaren Formen betrachtet, worin sich alle Menschen, Lebende wie Tote, zusammenfinden konnten. Das Bild des Heiligtums geht aber verloren, indem an die vergangene Sunde vom Volkermord gedacht wird. Es wird deswegen versucht, nach Europa in die Heimat zuruckzukehren, um dort einen Raum der friedlichen Koexistenz der Volker wiederzugewinnen. Nicht allein der sozusagen vierbandige Zyklus der "Langsamen Heimkehr", sondern auch all die Werke danach bilden eine sehr vorsichtige Heimkehr. In "Die Lehre der Sainte-Victorire" findet man die schonen Formen seiner Jugendlandschaft wieder, die jene Sunde zu reinigen befahigt sein sollten. Mit "Der Schmerz des Chinesen" entsteht durch die Ermordung eines Hakenkreuz-Sprayers in Salzburg in sich selbst die Erkenntnis eines Gewaltreflexes und paradoxerweise das Gefuhl einer Katharsis und Verbundenheit mit dem Sundenvolk. In "Die Wiederholung" wird in der Wiederholung desselben Erlebens die einzige Wirkung der Sinngebung des Lebens reflektiert. Uber die Kindheitslandschaft hinaus, in der Karsterde vom Land der Eltern, entsteht eine Vorstellung jenes ewig wohnbaren Heiligtums des Zusammenseins. Man konnte also das Wesen der Gedankenwelt Peter Handkes als neue ewigliche Wiederkehr des Lebens, nein, als ewigliche Heimkehr ins sinnhaftfriedliche Zusammenleben kennzeichnen. "Die Abwesenheit" scheint ewig rasend zu suchen nach dem wesentlichen Sinn des Lebens, namlich der Identitat zwischen Leben und Besusstsein. Im Gegensatz zu solcher Ironie und Paradoxie der Gedankengange werden die Handkeschen Erzahlungen der wahrgenommenen Formen im Graviationsfeld der Erde absolut schon und sinnvoll bleiben, wenn auch das jetzige Universum verschsunden sein wird.

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© 1991 Beitraege zur oesterreichischen Literatur
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