Das gegenständliche Denken im Sinne Goethes trennt das sehenden Subjekt nicht vom gesehnen Objekt. Diese einheitliche Struktur von Mensch und Umwelt heißt “In-der-Welt-Sein”. Man gewöhnt sich in der Lebenswelt an die Sache. “Sich an etwas gewöhnen” heißt dabei: Ordnungen-Finden-Können in Mannigfaltigkeit der Geschehnisse. Goethe fand auch Ordnungen in der Mannigfaltigkeit der Gestalten der Pflanzen zwischen Urbild und Metamorphose. Darin bestand ein Ansatz zur neuen Wissenschaft der Morphologie.
Es war v. Weizsäcker, der in die physiologische Bewegungsforschung die Idee der Morphologie eingeführt hat. Seine Gestaltkreis-Theorie ist eine Genetik der Kinemorphe. Sie stammt von der Idee der Morphologie als Gestaltungslehre ab.
Kinemorphe sind Erscheinungen, die sich unmittelbar der Anschauung gegeben werden. Ein Subjekt, das die Bewegung des Fremden beobachtet, ist nicht ein erkennendes, sondern ein leidendes Subjekt. Diese Art der Beobachtung ist die Begegnung zweier Subjekten, des sich-bewegenden und des beobachtenden.
Durch das Leiden entsteht im beobachtenden Subjekt selbst ein analoger Vorgang. Der Beobachtende wird dann von dem beobachteten Vorgang affiziert. Weizsäcker definiert seine Selbstbewegung folgendermaßen: “Die Bewegung von Objekten, welche vermöge eines einwohnenden Subjektes sich bewegen. Ihre Bewegung ist nur im Verhältnis zu anderen Subjekten wirklich”. Hier kann man den “ästhesiologischen” Horizont im Sinne Husserls finden, der über Buytendijks “Allgemeine Theorie” von Meinelscher Sportmorphologie übergenommen ist.
Ey, H., der das Vorwort zum ins Französische übersetzte “Gestaltkreis” von v. Weizsäcker schrieb, sagt: “Le mouvement est le principe de la forme.” Weizsäcker entwickelt die Physiologie von der Funktionslehre zur Leistungslehre. Eine Leistung entsteht als eine wahrnehmbare Kinemorphe, - funktionell jedoch immer als eine Improvisation.
Von Christian, P. Wurde das Glockenbeispiel für das Verständnis des genetischen Prozeß der Bewegung gewählt. Bei Bewegungen von Lebewesen lassen sich das Geschehenserfolge nicht von ihrer kausale Betrachtungsform ableiten, also nicht mit befriedigender Sicherheit voraussagen. Weil die Einheit der Bewegung noch gar nicht konstituiert. Erst nachher können wir ihre Komposition aus der Verwirklichung ablesen. Es ist daher unbedingt nötig in der Sportpraxis, die sich hervorbringende Kinemorphe des Fremden ästhetisch zu beurteilen. Kaneko, A. Hat diese genetische Kinemorphologie ästhesiologisch fundiert.