抄録
In der kunsthistorischen Lehre Gantners findet sich vor allem eine Erganzung der Gegenseite, welche H. Wolfflin wegen forgerichtiger Durchfuhrung seines Grundgedankens unvermeidlich noch unbeachet gelassen hatte. Das heisst die Wiederherstellung des Menschen und der Geschichte in der Kunsthistorie. Besonders ist es eine bahnbrechende Leistung, die das Sehfeld Wolfflins ubertrifft, dass er gerade in der Verbindung der Vorstellungsformen mit den Ausdrucksinhalten eine innere Geschichte, die sich in unendlichen Stufen entwickelt, eingesehen hat. Zugleich aber mussen wir darauf aufmerken, dass diese neue Theorie die Gefahr mit sich bringt, die Kunstgeschichte, diese eigene Geistesgeschichte in die allgemeine Geistesgeschichte oder in die Ideengeschichte, gleichsam in eine Art der Literaturgeschichte und dergleichen aufzulosen, in dem sie die prinzipielle Ursprunglichkeit der Vorstellungsformen hinter ihr bleiben lasst. Gantner selbst ist aber vor der Gefahr von Natur aus gerettet, denn er hat die historische Vernunft J. Burckhardts und uberdies das kunstlerische Sehen Wolfflins unmittelbar vorausgesetzt. Seine geniale Theorie lebt eigentlich als eine Schopfung in der Tradition der Basler Schule. Hier konnen wir ein musterhaftes Beispiel dieser Wissenschaft in unserer Generation finden.