1961 Volume 27 Pages 25-32
Der späte Hölderlin versucht immer wieder, in den Hymnen seinem Dichterberuf Ausdruck zu geben, wie z.B. in "Wie wenn am Feiertage“. In "Germanien“ kann man wohl seinen Versuch am klarsten erkennen, den Dichter in halbgöttliche Höhen zu erheben und auf die Worte des Dichters absoluten Wert zu legen. Hölderlin rühmt die Göttin Germania als die Ausdauernde, die ein Besseres Ahnende, wie er zuvor Diotima und Rousseau gerühmt hatte. Durch diese schwere ausdauernde Haltung wird sie von den Göttern gebraucht und das Wort, die Blume des Mundes, wird ihr zurückgelassen. Mit dieser heiligen Blume nennt sie das Heilige und gibt es rings den Königen und Völkern. Beim späten Hölderlin ist ja das Wort ein Medium zwischen Heiligen und Menschen. In dieser Hymne legt Hölderlin seinen Dichterberuf fest, reich und verständlich, wie er selbst singt:“Dreifach umschreibe du es.”Man müßte auf diese Umschreibung aufmerksam sein.