ドイツ文學
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時称に関する議論について
諏訪 功
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1973 年 50 巻 p. 95-103

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抄録

Es ist äußerst schwer, über das Tempussystem der deutschen Hochsprache der Gegenwart etwas Verbindliches zu sagen. Die Schwierigkeit hängt einerseits mit dem Gegenstand, andererseits mit methodologischen Problemen zusammen.
Als objektive Uhr- und Kalenderzeit ist die Zeit meß- und vergleichbar. Als subjektives Zeiterlebnis jedoch entzieht sie sich jeder Messung und jedem Vergleich. Einem wird die Zeit lang oder kurz, obwohl sie objektiv weder lang noch kurz wird; Vergangenes und Zukünfiges wird im Bewußtsein des Sprechers Gegenwart. Ob man in den Zeitausdrücken in der Sprache eine Wiederspiegelung der objektiven Zeit erblickt und deutliche Abweichungen im Tempusgebrauch (z.B. Verbindung der Vergangenheitsform des Verbs mit Adverbien der Zukunft) dennoch auf zugrundeliegende Regularitäten zurückführt oder ob man der Einstellung und Haltung des Sprechers bei der Tempuswahl Primat gibt und Tempora prinzipiell für "Ansichtssache“ hält... hier meldet sich bereits ein grundsätzlicher methodologischer Unterschied an.
Die Schwierigkeit ist ferner dadurch bedingt, daß die Tempora eine verhältnismäßig junge grammatische Kategorie sind und daher kein stabiles System bilden. So gehört z.B. die Wahl zwischen Perfekt und Präteritum zu "Unsicherheiten im heutigen Deutsch“, die sprachgeographisch und stilistisch untersucht werden muß.
Diese Schwierigkeit, die sich direkt auf den Gegenstand bezieht, fällt aber nicht ins Gewicht, wenn man die zweite Schwierigkeit, die methodologische, bedenkt. Allein zu den Diskussionen um das Tempussystem gibt es so viele verschiedene Ansätze, daß man sagen muß, hier sei alles im Fluß. Aus dem Vergleich von drei Beiträgen im Sammelband "Der Begriff Tempus-eine Ansichtssache?“ geht hervor, daß diese Ansätze auf zwei Grundannahmen zurückzuführen sind: der eine Autor geht von der Annahme aus, daß die Tempora nichts mit der physikalischen Zeit zu tun hätten, während der andere der Meinung ist, der Sprecher ordne mittels des Referenzsystems "Tempora“ seine Äußerungen der physikalischen Welt zu. Den ersten Standpunkt vertritt Wolfhard Kluge (Zur Diskussion um das Tempussystem). Kluge bleibt ausschließlich im Rahmen seiner Muttersprache und versucht als Muttersprachler introspektiv die Bedeutungen der Tempora als "Ansichtssache“ herauszuarbeiten. Andererseits wollen Klaus Baumgärtner und Dieter Wunderlich (Ansatz zu einer Semantik des deutschen Tempussystems), die den zweiten Standpunkt vertreten, durch strenge Formalisierung die Zeitausdrücke im Deutschen objektiv faß- und vergleichbar machen. Dabei zeigen sie die Tendenz, über die Einzelsprache hinaus zu einer allgemeinen Aussage über die Zeitreferenz in der Sprache zu gelangen. Auch Hermann Gelhaus (Zum Tempussystem der deutschen Hochsprache) sieht in den Tempora in erster Linie die Wiederspiegelung der objektiven Zeitrelationen. Nur ist seine formalisierende Methode, anders als bei Baumgärtner/Wunderlich, keine notwendige Konsequenz einer allgemeinen Sprachtheorie; sie hat vielmehr den Charakter einer Arbeitshypothese zur statistischen Bearbeitung des Sprachmaterials.
Vor der Komplexität des Gegenstandes und der methodologischen Vielfalt gerät man in Verlegenheit. Dieser Aufsatz selbst ist Ausdruck dieser Verlegenheit. Die methodologische Entscheidung ist zugleich eine weltanschauliche Entscheidung. So muß ich immer wieder zurückkehren zu dem konkreten Phänomen Sprache, die sich der Analyse immer entzieht, dieser jedoch immer neue Impulse gibt.

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