die Deutsche Literatur
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"Joseph und seine Brüder“ Der doppelte Segen und das Spiel oder der Spaß
TAMOTSU YANAGIYA
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1982 Volume 68 Pages 113-122

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Abstract

Th. Mann hält Goethes Humanismus für "Naturvergeistigung“ (ein sentimentalisches Streben der Natur nach Vergeistigung); er nennt die Harmonie zwischen "Natur und Geist“ oder die Totalität dieses doppelten Segens "Kultur“. Durch die kulturelle Idee "Natur und Geist“ werden "Mensch“, "Kunst“ und "Liebe zum Menschen“ bestimmt. Der Verfasser erlaubt sich, Th. Manns Künstler- und Schriftstellertum als "Dichtung der Kultur“ zu begreifen, auf Vorwürfe gcfaßt, das sei ein bcfangencs Vor-urteil.
Bei Th. Mann scheint es sich nicht um den Menschen selbst, den Menschen schlechthin oder den ganzen Menschen, sondern um den Menschen im Sinne von kultureller "Menschheit“ oder "Menschlichkeit“ zu handeln. Schon ist dieser Mensch kulturell typisiert. Auch die ironische Idee "Leben und Geist“, obgleich Ironie innerhalb ihrer als solche wirkt, bindet jedoch "Mensch und Kunst“, in Hinsicht auf die Darstellung des ganzen Menschen, geistig-sittlich, also gewissermaßen un-ironisch. "Der zweite von Nietzsches Irrtümern ist das ganz und gar falsche Verhältnis, in das er Leben und Moral zueinander bringt, wenn er sie als Gegensätze behandelt. Die Wahrheit ist, daß sie zusammengehören. Ethik ist Lebensstütze, und der moralische Mensch ein rechter Lebensbürger, -vielleicht etwas langweilig, aber höchst nützlich. Der wahre Gegensatz ist der von Ethik und Ästhetik.“ (IX, 696)
Th. Mann bekannte sich zum Mythischen als dem Wiederkehrend-Immerseienden und Ewig-Menschlichen, der Geschmack seines persönlichen Reifestandes und die Leiden und Erschütterungen der Epoche hätten sein dichterisches Trachten vom Bürgerlich-Besonderen und Individuellen hinweggewandt und bestimmt, das Typische und Mythische zu seinem Gegenstand zu machen. Der Übergang seines Interesses hat den "Joseph-Roman“ hervorgebracht.
Der Verfasser glaubt, dieser Übergang sei hauptsächlich in stofflicher Hinsicht geschehen, aber nicht im Wesen der Dichtung Th. Manns. Erstens weil sein "bürgerliches Künstlertum“ (F. Strich) schon etwas Typisches hat: "Leben und Geist“. Zweitens weil die bürgerlich-kulturelle Idee "Natur und Geist“ in die mythische Welt des "Joseph-Romans“ eindringt und "der doppelte Segen“ Josephs in der Genesis sich in den bürgerlich-kulturellen Segen von "Natur und Geist“ verwandelt. Also verändert sich mit der Entwicklung der Geschichte das mythische "Kleid“, "das gestirn-hafte Vorbild“ (IV, 581), zum bürgerlich-kulturellen Kleid, zum "musterhaft Überlieferten“ (V, 1422), d.h. zum Problem der Überlieferung, wie die Kultur Europas wiederherzustellen und zu verwirklichen sei. Diese Veränderung bedeutet auch die Entmythologisierung (Schopenhauer-Nietzsche) und die Vergesellschaftung oder Verbürgerlichung (Nietzsche-Th. Mann). Der Verfasser meint, im Wesentlichen aber sei der "Joseph-Mythos“; ein bürgerlicher Mythos-Roman. Es gebe keinen wesentlichen Übergang vom Bürgerlich-Individuellen zum Typischen und Ewig-Menschlichen außer einer Begründung: Stilisierung des Spiels oder Spaßes. Denn Th. Manns "Mensch“ verändert sich nicht wegen seines festen Ironie-Konservativismus und innerhalb seines festen Ironie-Realismus.
Nur der Genauigkeit sich anzunähern vermag der Erzähler-Autor, der gesteht, "die Genauigkeit, die Realisation“ seien "Täuschung, ein Spiel, ein Kunstschein,

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