die Deutsche Literatur
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"Mercks Wienn“ von Abraham a Sancta Clara
TOMOYOSHI TAKATSUJI
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1982 Volume 68 Pages 16-23

Details
Abstract

Der Augustinermönch Abraham a Sancta Clara (1644-1709), beliebtester Prediger in Wien, der seit 1677 das Amt des kaiserlichen Hofpredigers in-nehatte, verfaßte 1680 sein erstes umfangreiches Werk "Mercks Wienn“. Dieses Buch handelt von der in Wien jäh ausgebrochenen Pest im Jahre 1679. Dieser Schrift gab Sancta Clara folgenden Untertitel: "Ein umständige Beschreibung ... des wütenden Todts ... in der berühmten Haubt und Kayserl. Statt ... im (1679.) Jahr“. Er fügt noch hinzu: "Mit Beyfügung so wol Wissen als Gwissen antreffender Lehr ... "Es läßt sich nun die Frage stellen, ob es sich hier um eine Pestbeschreibung handelt oder um eine Belehrung. Man könnte dem Untertitel entnehmen, daß der Verfasser die Seuche und ihre Folgen chronistisch darstellt. Aber in der Tat findet man im gesamten Werk solche Darstellungen nur vereinzelt und verstreut. Abraham a Santa Clara benutzt sie als (schlaglichtartig beleuchteten) Hintergrund, vor dem er seine mit rhetorischen Wendungen überladene Moralsatire abspielen läßt, so daß die ganze Schrift eher wie ein Zyklus kunstvoll manieristischer Predigten aussieht. Auch in diesem Werk äbernimmt er die Rolle eines eloquenten Predigers, ja fast die eines intellektuell äberlegenen Hofnarren, der sich die Freiheit nimmt, keinen Stand, am wenigsten die höchsten Stände, zu verschonen.

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