ドイツ文學
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シェイクスピア 差異
ハイナー•ミュラーのシェイクスピア受容
市川 明
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1993 年 90 巻 p. 76-87

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抄録

1. Shakespeare und Heiner Müller haben die Gemeinsamkeit, daß ihre Stücke fast immer auf Motive und Sujets ihrer Vorlagen zurückgehen oder häufig aus anderen Stücken hervorgegangen sind. Müllers Dramatik greift wie die Shakespeares immer wieder auf frühere Modelle zurück. Seine Stücke können als "Übermalungen“ seiner älteren Arbeiten gelesen werden.
Die Geschichte des deutschen realistischen Theaters ist zum großen Teil die Geschichte einer Aneignung Shakespeares. Peter Hacks z.B., der größte Rivale Müllers in der Ex-DDR, sieht gerade diesen in der Nachfolge des englischen Dramatikers, wenn er etwa die Verse des "Umsiedlerin“-Fragments hochschätzt und allgemein Müllers Gebrauch des Blankverses für literarhistorisch überaus wichtig hält.
Müllers produktive Shakespeare-Rezeption ist am deutlichsten an seiner "Macbeth“-Bearbeitung, an "Anatomie Titus Fall of Rome“ und an der "Hamletmaschine“ zu erkennen.
2. Zur "Macbeth“-Bearbeitung. Shakespeare lebte in der Epoche des Umbruchs vom mittelalterlichen Feudalismus zum bürgerlichen Kapitalismus, also am "Riß“ zweier Epochen. Daher gibt es "kaum ein Stück von Shakespeare, in dem Politik ausgeklammert wäre“ (S. Melchinger). Shakespeares Welt: ein Totentanz auf der Bühne der Politik; und gerade auf die Dialektik von Tod und Politik richtet Müller seine Aufmerksamkeit.
Müller: "Man kann ziemlich viel über Stalin mit, Macbeth‘ sagen.“ Für ihn ist Macbeth eben Stalin, gehören der edle Duncan und der Perestroikamann Malcolm-wie Macbeth-zur Mörder-Clique; er reißt ihnen die noblen Masken herunter. Blutige Machtkämpfe folgen ununterbrochen aufeinander; kein Hoffnungsschimmer, keine bessere Zukunft in Sicht. "Mit Messern in das Messer ist die Laufbahn.“ "Ich gab den Toten Tote zur Gesellschaft“: Die Finsternis der Welt wird in solchen Sätzen durch das Polyptoton nur noch stärker hervorgehoben.
Bei Müller treten Bauern auf, die bei Shakespeare keine Rolle spielen. Mit der Darstellung dieser wendehalsigen, heuchlerischen Unterdrückten und mit politischen Vokabeln von heute wie, Staat‘, , Staatsschatz‘, , Kommando‘, , Macht‘ verändert sich Shakespeares feudale Welt in unsere gegenwärtige Situation.
3. Zu "Anatomie Titus“. Die Parole "Der Wolf kommt aus dem Süden“ charakterisiert Müllers Interesse für die Probleme der Dritten Welt. Müller, der auf die Dritte Welt "wartet“, bearbeitete 1984 "Titus Andronicus“ als ein Nord-Süd-Stück. Shakespeares Rom steht hier für die Erste Welt, das weiße Europa und das (noch) übermächtige Amerika, während die Goten und der "Neger“ Aaron, die aus Steppen und Wäldern hergeschleppt wurden, die Dritte Welt repräsentieren.
Müller findet den ersten Akt bei Shakespeare "langweilig und unerträglich“; er läßt ihn einfach erzählen, fügt in den Bericht Dialogpartien, Kommentare und Exkurse ein. In Müllers Hinzufügungen vertritt er die Sache der Dritten Welt. Schon im Exkurs der ersten Szene wird der Untergang der Ersten Welt angedeutet. Auf Shakespeares Happyend-Schluß, die Heimkehr des "Retters“ Lucius und den Jubelruf "Es lebe wohl Rom“, folgt bei Müller die "Wüste“ der Nachwelt. Obwohl die Goten von Lucius vertrieben wurden, besiegen sie mit Hilfe der toten Neger die Hauptstadt der Welt.

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