2015 Volume 64 Pages 239-261,en15
Der vorliegende Beitrag versucht, einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zum NS-Recht in Deutschland zu geben, indem er zwei neue Forschungsgebiete —Wirtschaftsrecht und Justizalltag in der NS-Zeit— vorstellt. Durch neue Zugänge zu Archiven und Quellen in Osteuropa nach dem Ende des kalten Kriegs konnten Untersuchungen zum Wirtschaftsrecht in der NS-Zeit im Rahmen des Großprojektes "Das Europa der Diktatur" als vergleichende Studie begonnen werden. Basierend auf der neuen Vorstellung von der "gelenkten Marktwirtschaft" machten die neuen Wirtschaftsrechtsstudien nicht nur wichtige Gesetze und Theorien in den frühesten Jahren der NS-Zeit, sondern nun vielmehr auch Ordnungen und Maßnahmen ab 1936 zu ihrem Forschungsgegenstand.
Auch Justizforschung erlangte mit dem Projekt "Justiz im Krieg —Der Oberlandesgerichtsbezirk Köln" eine neue Forschungsebene. Hier arbeiten Historiker und Rechtshistoriker zusammen, indem sie aufgrund der Forschungsergebnisse von Kriegserfahrungen und der neuen Täterforschung die Arbeitspraxis in den unteren Instanzen —mit der Methode der Alltagsgeschichte —sozial— und kulturhistorisch analysieren.
Am Ende des Beitrags wird auch versucht, konkrete Anregungen aus den neuen Tendenz in Deutschland für die Forschung in Japan herauszuarbeiten.