Neue Beiträge zur Germanistik
Online ISSN : 2433-1511
Sonderthema: Technik/Technologie
Technik versus Eigentumsordnung
— Über Friedrich Georg Jüngers »Die Perfektion der Technik« (1944/1946) und »Maschine und Eigentum« (1949) —
Atsushi IMAI
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2022 Volume 164 Pages 73-90

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Abstract

  Die vorliegende Arbeit verfolgt das Vorhaben, die Technikkritik des Schriftstellers Friedrich Georg Jünger (1898-1977) aus der heutigen Sicht zu beleuchten und seinen Stellenwert in der kultur- und technikkritischen Strömung des 20. Jahrhunderts zu bestimmen. Zu diesem Zweck befasst sie sich mit seiner Schrift: »Die Perfektion der Technik«, deren erster Teil erstmals 1946 und deren zweiter Teil, ursprünglich unter dem Titel »Maschine und Eigentum« als selbständiger Band, 1949 erschien. Nachgegangen wird den folgenden Fragen: erstens, in welcher Hinsicht Jüngers Technikkritik als Vorwegnahme von Ideen der heutigen Ökologiebewegung anzusehen ist und was sie von Ansichten der ihm vorausgehenden Kultur- und Technikkritiker unterscheidet, zweitens, wer bzw. was das Subjekt des ‚Willens zur Macht‘ ist, als dessen Manifestation er die Technik auslegt, und drittens, welche Art von Ausweg aus der Krise bzw. Umkehr er voraussieht.
  Friedrich Georg Jünger sieht in der neuzeitlichen Technik einen Automatismus, der an Natur und Mensch grenzenlosen „Raubbau“ treibt und in planetarischer Hinsicht zur Verlustwirtschaft führt. Alle Gegenstände, den Menschen eingeschlossen, werden als Bestände des Nutzbaren aufgefasst, durch Normierung und Standardisierung als Menge des Gleichen ausgerechnet, mobilisiert, bearbeitet und zum Verbrauch geliefert. Der technische Fortschritt verändert nicht nur Natur und Mensch, sondern verwandelt die Gesellschaftsformen in eine maschinenentsprechende, d. h. „das technische Kollektiv“. In der letzten Phase der Perfektionierung schließen sich all die Kollektive zum „Universalarbeitsplan“ zusammen, der somit an die Weltherrschaft gelangt.
  Jünger zufolge ist die neuzeitliche Technik kein neutrales Werkzeug, sondern an sich der ‚Wille zur Macht‘, dessen mechanischer Automatismus, zwar vom Menschen in Bewegung gesetzt, aber längst nicht mehr gestoppt oder gelenkt werden kann. Die Vollendung der technischen Herrschaft veranlasst aber den Regress der unterdrückten Natur, der sich möglicherweise als folgenschwerer Betriebsunfall offenbart. Auf jeden Fall ergibt sich eine globale Verarmung, die auch vernichtende Weltkriege herbeiführen kann.
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