2021 Volume 3 Pages 66-80
Bei den deutschen Spaltsätzen finden sich zwei verschiedene Wortstellungen, wie in (i) dargestellt:
(i) a. Es ist Hans, der kommt.
b. Hans ist es, der kommt.
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, anhand von Experimenten der Akzeptabilität die Semantik der Spaltsätze im Deutschen zu analysieren. Als Ausgangspunkt soll die Frage-Antwort-Relation erklärt werden, durch die der Unterschied zwischen den kanonischen (ia) und den invertierten Spaltsätzen (ib) deutlich wird. Normalerweise können die invertierten Spaltsätze nicht als Antwort auf eine W-Frage verwendet werden. Daraus lässt sich schließen, dass der Fokus der invertierten Spaltsätze als unerwartet aufgefasst werden kann. Durch Experimente wird festgestellt, dass die Wortstellung der Spaltsätze mit der Interpretation der Fokusdomäne im Zusammenhang steht. Wenn das fokussierte Element in den Selektionsmöglichkeiten unwahrscheinlicher ist als andere Alternativen, werden die durch evaluative Adverbien überraschenderweise vorfeldbesetzten Spaltsätze verwendet. Dagegen werden die invertierten Spaltsätze eingesetzt, wenn der Sprecher annimmt, dass der Hörer die Proposition als unerwartet betrachtet, weil sich das fokussierte Element nicht in den hörerseitigen Selektionsmöglichkeiten befindet.