Linguisten-Seminar : Forum japanisch-germanistischer Sprachforschung
Online ISSN : 2434-5407
Volume 3
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Frames als universelles Konzeptformat und Mittel der sprachlichen Analyse
  • Sebastian LÖBNER
    2021 Volume 3 Pages 9-32
    Published: 2021
    Released on J-STAGE: March 29, 2021
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    Der Beitrag ist ein Plädoyer für die Verwendung von Barsalou-Frames in einem neuen formalen Ansatz in der Semantik. Als Anwendungen werden illustriert: die Frame-Repräsentation der lexikalischen Bedeutung von Nomen, Verben und Adjektiven; die Modifikation von Nomen durch Adjektive; die Modellierung der Ableitung deverbaler Nomen und der Bedeutung von N-N-Komposita; das Zusammenspiel von syntaktischer und semantischer Komposition in Frames, die beide Strukturebenen integrieren; die Einbettung eines Satzes in einen Äußerungskontext in der Bezugswelt. Das besondere Potenzial des Frame-Ansatzes ist darin begründet, dass er modellieren kann, wie Information zusammengeführt wird — sowohl innerhalb einer Beschreibungsebene als auch ebenenübergreifend.
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  • Eine korpusbasierte Studie am Beispiel der Partikel- und Doppelpartikelverben der Fortbewegung mit fahren
    Miho TAKAHASHI
    2021 Volume 3 Pages 33-49
    Published: 2021
    Released on J-STAGE: March 29, 2021
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    Zwischen dem „Ursprung“ und dem „Ziel“ einer Fortbewegung liegt eine konzeptuelle sprachliche Asymmetrie vor: Während der Zielort beim Ausdruck der Fortbewegung als essenzieller Bestandteil zumeist identifiziert wird, ist der Ursprungsort nur optional zu nennen (vgl. Ikegami 1987). In diesem Beitrag wird erforscht, ob und wie deutlich die Asymmetrie von „Ursprung“ und „Ziel“ im Zusammenhang mit Fortbewegungsverben im Deutschen ausgeprägt ist. Gegenstand der Analyse sind das Verb fahren und einige Partikel- und Doppelpartikelverben mit fahren (ausfahren, einfahren, hinausfahren und hineinfahren). Im Rahmen der Analyse wird vor allem der Frage nachgegangen, wie die im Verb kodierten Weginformationen bei den Partikel- und Doppelpartikelverben mit fahren realisiert werden können. Basierend auf den Korpusuntersuchungen wird argumentiert, dass Ursprungs- und Zielort im Fortbewegungskontext, informationsstrukturell gesehen, nicht gleichwertig sind. Anhand der Daten wird herausgestellt, dass bei dem Partikelverb einfahren und dem Doppelpartikelverb hineinfahren recht häufig der Zielort als Wegargument ausgedrückt wird. Das Partikelverb ausfahren wird tendenziell mit einem Ursprungsort kombiniert, jedoch ist die Häufigkeit der Fälle relativ gering. Ein nicht explizierter Ursprungsort lässt sich grundsätzlich aus dem Kontext erschließen. Bei hinausfahren wird eher auf einen Zielort referiert. Als Fazit lässt sich festhalten, dass der Zielort — anders als der Ursprungsort — in der Tat als relevante neue Information vermittelt wird.
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  • Shinya OKANO
    2021 Volume 3 Pages 50-65
    Published: 2021
    Released on J-STAGE: March 29, 2021
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    Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den in der Literatur umstrittenen Skopusinteraktionen von dürfte im epistemischen Gebrauch mit der Negation (vgl. Öhlschläger 1989, Maché 2013). Empirisch wird — anhand von Korpusbelegen und der Akzeptabilitätsbeurteilung durch Muttersprachler und Muttersprachlerinnen — argumentiert, dass das epistemische dürfte die typischen Eigenschaften eines positiven Polaritätsausdrucks (positive polarity items; PPI) aufweist und deshalb als solcher zu analysieren ist. Theoretisch werden neuere Analysen von Modalen als PPI daraufhin überprüft, ob oder inwieweit sie die beobachteten Eigenschaften von dürfte erfassen können. Dabei wird der Schluss gezogen, dass Homers (2015) syntaktische Analyse das Verhalten von dürfte gut beschreiben kann, während eine rein semantische Erklärung dafür (noch) schwer zu finden ist.
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  • Yuto YAMAZAKI
    2021 Volume 3 Pages 66-80
    Published: 2021
    Released on J-STAGE: March 29, 2021
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    Bei den deutschen Spaltsätzen finden sich zwei verschiedene Wortstellungen, wie in (i) dargestellt:
      (i) a. Es ist Hans, der kommt.
        b. Hans ist es, der kommt.
    Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, anhand von Experimenten der Akzeptabilität die Semantik der Spaltsätze im Deutschen zu analysieren. Als Ausgangspunkt soll die Frage-Antwort-Relation erklärt werden, durch die der Unterschied zwischen den kanonischen (ia) und den invertierten Spaltsätzen (ib) deutlich wird. Normalerweise können die invertierten Spaltsätze nicht als Antwort auf eine W-Frage verwendet werden. Daraus lässt sich schließen, dass der Fokus der invertierten Spaltsätze als unerwartet aufgefasst werden kann. Durch Experimente wird festgestellt, dass die Wortstellung der Spaltsätze mit der Interpretation der Fokusdomäne im Zusammenhang steht. Wenn das fokussierte Element in den Selektionsmöglichkeiten unwahrscheinlicher ist als andere Alternativen, werden die durch evaluative Adverbien überraschenderweise vorfeldbesetzten Spaltsätze verwendet. Dagegen werden die invertierten Spaltsätze eingesetzt, wenn der Sprecher annimmt, dass der Hörer die Proposition als unerwartet betrachtet, weil sich das fokussierte Element nicht in den hörerseitigen Selektionsmöglichkeiten befindet.
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  • Akari TAKAHATA
    2021 Volume 3 Pages 81-98
    Published: 2021
    Released on J-STAGE: March 29, 2021
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    In der standarddeutschen kohärenten Verbalkette (im Folgenden: KV) findet man neben der absteigenden (321) auch eine quasi aufsteigende Verbabfolge (132):
      (i) a. weil ich ihn ausgehen3 gesehen2 habe1.
        b. weil ich ihn habe1 ausgehen3 sehen2.
    Eine derartige Variation der Verbabfolge ist enorm, vor allem wenn man auch andere westgermanische Sprachvarianten in Betracht zieht. Das Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, inwiefern diese abweichende Abfolge mit den allgemeinen Eigenschaften der deutschen Grammatik zusammenhängt. Dabei gehe ich davon aus, dass die Verbabfolge in (i) in der PF abgeleitet wird. Ich stelle zwei Analysen vor: 1. die PF-Komplexverbbildung von Salzmann (2013) und 2. die PF-Inversion von z.B. Wurmbrand (2004) und Abels (2016). Obwohl die PF-Inversion einige Abfolgen nicht ableiten kann, betrachte ich sie als Grundmechanismus, weil sie auf Kopf-Komplement-Beziehung basiert. Ich nehme an, dass das vorangestellte V1 in (i) als funktionale Kategorie links von seinem Komplement linearisiert wird. Dies entspricht der allgemeinen Tendenz des Deutschen, dass funktionale, phonologisch leichte Elemente links, lexikale, phonologisch schwere Elemente rechts von ihren Komplementen linearisiert werden (vgl. Inaba & Tokizaki 2018). Die Variation in (i) entsteht grundsätzlich dadurch, dass die Verben in der KV quasi eine Zwischenposition zwischen funktionalem und lexikalem Element einnehmen.
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  • Nominalreferenz
    Meng-Chen LEE
    2021 Volume 3 Pages 99-118
    Published: 2021
    Released on J-STAGE: March 29, 2021
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    Die semantischen Kategorien Definitheit und Referentialität im Deutschen werden meistens durch Artikel oder Demonstrativpronomina zum Ausdruck gebracht. Jedoch kommen nicht in allen Sprachen Morpheme vor, die als Artikel gelten. Demzufolge wird Referentialität nicht immer durch einen overten Determinator (im Folgenden D) ausgedrückt, sondern durch den morphologischen Kasus des Kopfes bestimmt, z.B. in artikellosen Sprachen wie im Lateinischen, Althochdeutschen und Gotischen (Abraham 1997, Leiss 2000, 2007). Im Deutschen wird starke Nominalreferenz durch die definiten Artikel oder Demonstrativpronomina manchmal auch durch die indefiniten Artikel zum Ausdruck gebracht. Dem Chinesischen fehlen sowohl der Artikel als auch der morphologische Kasus. Das fordert damit zu einer Diskussion auf, was im Chinesischen die Artikelfunktion bzw. die Funktion der Referentialität übernimmt. Im vorliegenden Beitrag werden deutsche sowie chinesische Nominalreferenz vergleichend gegenübergestellt und die Funktionen der definiten Artikel sowie die Kodierungsmittel im Chinesischen herausgearbeitet. Ziel dieser Arbeit ist, die Unterscheidung der starken und schwachen Nominalreferenz zu ermitteln und die Annahme von Cheng/Sybesma (1999: 518, 2005: 276ff.), dass der Klassifikator die Kodierungsmittel von Definitheit ist, zu widerlegen.

    The semantic categories of definiteness and referentiality in German are usually expressed through articles or demonstrative pronouns. However, morphemes that are considered as articles do not exist in all languages. As a result, referentiality is not always expressed by an overt determiner, but determined by the morphological case of the head, e. g. in the languages without article such as Latin, Old High German, and Gothic (Abraham 1997, Leiss 2000, 2007). In German, strong nominal references are expressed by the definite articles or demonstrative pronouns, and sometimes by the indefinite article. Chinese lacks both the article and the morphological case. This prompts to a discussion of what takes over the article function and the function of referentiality in Chinese. In this article, we compared the German and Chinese nominal references. The functions of the definite articles and the coding devices in Chinese will be discussed. The aim of this essay is to clarify the distinction between the strong and weak nominal reference and to refute the assumption by Cheng/Sybesma (1999: 518, 2005: 276ff.) that the classifier is a coding device of definiteness.
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