Abstract
Obwohl Modalität einen der am häufigsten untersuchten Bereiche darstellt, bleibt in Bezug auf koverte Modalitäten, insbesondere ihr syntaktisches Wesen, noch viel zu klären. Als eine solche Modalität wird in dieser Arbeit die ‚sein + zu + Infinitiv’-Konstruktion (fortan: SZIK), wie sie beispielsweise im Satz Die Aufgabe ist zu lösen. zu finden ist, thematisiert. Um die syntaktische Position der koverten Modalität in SZIK zu untersuchen, folgt der vorliegende Beitrag dem System von Ramchand (2018), nach dem die Satzarchitektur in drei syntaktisch-semantische Domänen aufgeteilt und jeder Domäne jeweils eine modale Basis zugeschrieben wird. Aufgrund der syntaktischen sowie semantischen Eigenschaften von SZIK wird darüber diskutiert, in welcher Domäne das Modalitätselement positioniert ist. Insbesondere wird gezeigt, dass das Modalitätselement in der Notwendigkeitslesart von SZIK eine höhere Position einnimmt als das in der Möglichkeitslesart: das letztere stellt eine dispositionelle Modalität dar (vgl. Holl 2010), die mit dynamischer Modalität vergleichbar ist, während das erstere in einigen Fällen hörerorientierte deontische Modalität ausdrückt, die nach Hacquard (2006) strukturell gleich hoch positioniert ist wie die epistemische Modalität. Unsere Analyse von SZIK zeigt daher, dass nicht nur die modale Basis, sondern auch die modale Kraft die syntaktische Position des Modalitätselements beeinflusst, was auf dem wesentlichen kognitiven Unterschied zwischen universaler und existentieller Modalität zu beruhen scheint.