Philosophy (Tetsugaku)
Online ISSN : 1884-2380
Print ISSN : 0387-3358
ISSN-L : 0387-3358
Über die Verzweiflung von Kierkegaard, betrachtet als abendländischen Gedanken vom Selbstbewusstsein
Kenkichi Takeuchi
Author information
JOURNAL FREE ACCESS

1966 Volume 1966 Issue 16 Pages 133-144

Details
Abstract

Diese Abhandlung ist vom vergleichend-philosophischen Standpunkt aus abgefasst. Sie behandelt die Verzweiflung von Kierkegaard, insofern diese als ein abendländischer Gedanke vom Selbstbewusstsein betrachtet ist. Was bedeutet der abendländische Gedanke vom Selbstbewusstseein? Der abendländische Gedanke vom Selbstbewusstsein heisst : das sich-selbst-erlösende Prinzip aus sich selbst (als sei es ein Kern) feststellen. Ein Vorbild von diesem Gedanken kann man bei Descartes finden. Als der Satz “cogito ergo sum” festgestellt wurde, hat Descartes bloss aus seiner subjektiven Situation, dass er eben zweifelt, ein sich-selbst-erlösendes (d. h. vom Zweifeln) Prinzip herausgeleitet. Dieses Prinzip hat er bloss aus sich selbst, als sei es ein Kern, herausgefunden.
Nun ist dieser Gedanke vom Selbstbewusstsein mit Spinozas Conatus festgebunden. Denn das sich-selbst-erlösende Prinzip, welches ein Ding aus sich selbst herausfindet, kann dem Conatus den Grund dazu geben, in seinem Sein zu verharren. Conatus ist Bestreben. Jedes Ding strebt, in seinem Sein zu verharren. Warum strebt jedes Ding, in seinem Sein zu verharren? Es strebt darum, weil der Tod es bedroht. Conatus kann also nur dann als Conatus sein, wenn der bedrohende Tod da ist.
In der Geschichte von europäischen Gedanken tritt dieses Conatus erst bei den Philosophen von der hellenistisch-römischen Periode. Aber bei ihnen war dieses Bewusstsein nur negativ. Erst in dem Christentum wurde es positiv bewusst und bestärkt.
Das Bestreben, welches in dem Sein verharren will, hat sein Ziel durch den christlichen Glauben vollkommen erreicht. Denn Christen haben den Tod, d. h. seinen Gegner durchbrochen. Sie haben “Auferstehen” erlangt. Eben dort näherte sich aber für das Christentum eine Art Krise. Conatus hat seinen Gegner, den Tod verloren. Das zeigen die evangelischen Worte : “Diese Krankheit ist nicht zum Tode” (Joh. XI, 4).
Aber Conatus kann nicht als Conatus sein, wenn ihm der Gegner verloren geht. Conatus bedarf des Todes als seines Gegners. Conatus in Christentum wurde genötigt, einen neuen Tod zu finden. Die Verzweiflung, die von Kierkegaard als “Krankheit zum Tode” bestimmt wurde, ist eben ein solcher neuer Tod. Diese Verzweiflung ist nicht sowohl die Krankheit zum Tode, als vielmehr die Krankheit des Todes, d. h. die Krankheit, die den Namen Tod trägt. Conatus muss diesen Tod sterben, urn sich als Conatus wiederzufinden. Indem Conatus sich einen neuen Tod vorzusetzen wagt, musste Conatus als Conatus wieder auferstehen. Wenn es aber nicht wieder auferstehen könnte, würde es auch nie Erlösung erlangen können.
Diese neue Form des Todes ist die Krankheit des Geistes, d.h. die Krankheit in sich selbst (denn Geist ist Selbst). Also ist die Verzweiflung ein sich-erlösendes Prinzip, das Conatus in sich selbst gefunden hat. Daher ist Kierkegaard auch einer der Denker, die aus sich selbst das sich-selbst-erlösende Prinzip suchen.
Diese Abhandlung ist, wie schon bemerkt, vom vergleichend-philosophischen Standpunkt aus abgefasst. Der Buddhismus geht eben da aus, wo das Conatus ausgewurzelt ist. Der äbendlandische Gedanke vom Selbstbewusstsein, welcher aus sich selbst das sich-erlösende Prinzip feststellen will, und der Buddhismus, der anotman lehrt, gehen in diesen Verhältnissen gründlich auseinander.

Content from these authors
© The Philosophical Association of Japan
Previous article Next article
feedback
Top