Diverse Lesarten für freie Dative (Pertinenz, Commodi, Incommodi u. a.) werden seit Ogawa (2003) nicht mehr für elementare Beschreibungsklassen der Grammatik gehalten, sondern für Beiprodukte eines zugrunde liegenden abstrakten semantischen Verhältnisses. In diesem Grundverhältnis gilt die im Dativ genannte Person primär als Possessor bzw. Experiencer der durch den Satz dargestellten (Teil-)Situation. Verschiedene konkretere Rollen wie die o. g. erhält sie erst sekundär v. a. durch kontextuellpragmatische Faktoren. Vor diesem Hintergrund unterscheidet Schäfer (2008) zwischen der Lesart „eines Affizierten (AFF)“ und der eines „unabsichtlichen Kausierers (UAK)“ für Dative bei unakkusativen und antikausativen Verben. Beide Lesarten könnten demnach dem Dativ bei
sein-selegierenden Unakkusativa wie
aufgehen und ebensolchen Antikausativa wie
zerbrechen zukommen, während dem Dativ bei reflexivierten und somit
haben-selegierenden Antikausativa wie
sich öffnen die UAK-Lesart vorenthalten bleibe. Verantwortlich dafür sei das Reflexivpronomen, das laut Schäfer (2008) wegen seiner syntaktischen Argumenthaftigkeit die reflexivierten Antikausativa noch immer transitiv halte, sodass es ihnen sowohl das Auxiliar
haben aufzwinge als auch eine andere Person als die im Dativ genannte zum Kausierer designiere. Obwohl Schäfer (2008) nun selbst bestätigt, dass eine der drei Subklassen, in die er die UAK-Lesart einteilt, nur schwer mit Adverbialien wie
aus Versehen kompatibel ist, hat er für seine introspektive Prüfung (un)möglicher UAK-Lesart lediglich diesen Adverbialtyp herangezogen. Somit bleibt unklar, ob und inwieweit diese Lesart wirklich so, wie er denkt, mit der
haben/sein-Selektion als Reflex vorhandener/fehlender syntaktischer Transitivität korreliert. Im vorliegenden Beitrag wird dieser Punkt untersucht. Im Mittelpunkt stehen das
haben-selegierende Antikausativ
sich öffnen sowie Fortbewegungsverben wie
fallen als
sein-selegierende Unakkusativa. Zwei Korpusuntersuchungen werden ergeben, dass die Lesart eines Dativs weniger von der Auxiliarselektion abhängt als von der aktionsartlichen Unterscheidung zwischen „achievements“ einerseits und „activities“ und „accomplishments“ andererseits.
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