Das Bilderbuch Die träumenden Knaben ist eines der wichtigsten Werke in der
frühen Schaffensphase Oskar Kokoschkas. Aufgrund seines autobiografischen
Charakters und der Divergenz zwischen Illustrationen und Geschichte, haben frühere
Studien auf Ähnlichkeiten zu Gauguins Noa Noa hingewiesen. Trotz Andeutungen auf
ferne Länder wird in Kokoschkas Werk kein exotisches Volk dargestellt. Wie es sich
trotzdem, nicht aufgrund von Exotismus, sondern wegen der Kinder, zum Primitivismus
zählen lässt, wird in diesem Aufsatz untersucht.
Zu Beginn wird der Primitivismus definiert, aus dessen Erforschung die österreichische
Kunst bislang ausgeklammert wurde. Unter Berücksichtigung damaliger Interpretationen
von „Primitivität“ lässt sich die Kunst der Wiener Jahrhundertwende jedoch auch ohne
Bezug zur „Stammeskunst“ aus primitivistischer Perspektive betrachten.
Dabei gewinnen zwei Begriffe, „Reduktion“ und „Regression“, an Bedeutung. Beide lassen
sich im Werk die träumenden Knaben erkennen, dessen stilistische Merkmale als nächstes
analysiert werden. In diesem Werk offenbart sich Kokoschkas Vorliebe für menschliche
Gelenke. Die „Reduktion“ auf Details lässt hier eine Nähe zur „dekorativen Umwertung“
des Pädagogen Franz Čižeks erkennen, welche in Verbindung mit der Kinderkunst steht.
Nachdem gezeigt wird, wie die Wiener Moderne damals mit Kinderzeichnungen
verglichen wurde, soll das von Kokoschka vermittelte Bild eines Kindes untersucht und
so gezeigt werden, wie es in puncto „Regression“ zum Primitivismus passt.
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