Im Wörterbuch wird die Bedeutung des Wortes
"Lust“ immer zuerst als
"Bedürfnis“ oder
"Vergnügen der Erfüllung“ erklärt und dann die Sexualität als einer der besonderen Fälle vieler Bedeutungsmöglichkeiten angeführt. Nach Grimms Wörterbuch stammt jedoch die älteste Bedeutung der
"Lust“ aus
"dem mit der thierischen natur zusammenhängenden trieb“, und die anderen seelischen und geistigen Bedeutungen erscheinen erst später. Wir können also sicher annehmen, daß in der Bedeutungsreihe die natürlichste sexuelle Begierde zuerst hervorgehoben werden sollte. Aber in der modernen Gesellschaft ist uns die älteste Bedeutung der Lust immer weiter verloren gegangen. Unsere Vernunft unterdrückt nämlich die Besonderheit der ursprünglichen Lust unter das allseitig gemeinsame Bedürfnis, also in die Form oder Struktur der Verallgemeinerung selbst. Im Drama
"Der Park“, 1984 uraufgeführt, geht es darum, die Möglichkeit oder den Verlust der ältesten Lust in der jetzigen Zeit zu suchen.
In der Vorrede von
"Der Park“ behauptet Strauß, hier im Drama das
"Aufwachen“ nicht so wie im
"Sommernachtstraum“ finden zu können, abet auch in unserer
"tüchtigen“ Gesellschaft den Taumel des Kunstwerks nut in der Konjunktivform, nur negativ suchen zu können. Strauß sieht kein
"Aufwachen“ auf der jetzigen Bühne, abet in der Wirklichkeit gibt es den Taumel nicht mehr. Beim
"Park“ handelt es sich um die Beziehung zwischen der triebhaften Aufforderung der Lust in der mythischen Welt und den versteinerten Leiden durch den Verlust der Liebe in der wirklichen Welt. Diese Zweiseitigkeit, sowohl die Allegorik der andeutenden Bühne als auch die nüchterne Beobachtung der Wirklichkeit, kann man auch beim Lesen seiner anderen Dramen immer leicht finden. Dieses Nebeneinanderstellen des Mythos und der Wirklichkeit ist im
"Park“ fast auf jeder dramaturgischen Ebene, also der Handlung, des Bühnenraumes oder des Dialogs zu entdecken, und in der konkreten Form zwei wichtiger Inszenierungen des
"Parkes“ in München und Berlin auch.
Aber im Vergleich mit Shakespeare zeigt uns diese Zweiseitigkeit, wie sich in diesen vierhundert Jahren die Situation der Vernunft verändert hat. Im
"Sommernachtstraum“ gibt es wohl
"Aufwachen“. Aber woraus und wohin? Die Dramenfiguren wachen auf aus dem mythischen Traum -in die Wirklichkeit, aus dem natürlichen Trieb-in die menschliche Vernunft, also aus dem ringsum die Stadt umgebenden uralten Wald -nach Athen, dem kleinen Ort der Vernunft. Aber in
"Der Park“, um den herum sich nur die künstlichen Neonlichter und modernen Hochhäuser befinden, kann die Natur nur mit menschlicher Hilfe, vernünftiger Pflege wachsen. Der Zusammenhang zwischen der uralten Natur und der menschlichen Vernunft ist mit der Zeit völlig umgeschlagen.
Shakespeares Behauptung des
"Aufwachens“ bedeutet die Entstehung der Vernunft am Anfang der modernen Zeit. Strauß' Behauptung, kein
"Aufwachen“ zu finden, bedeutet die umgekehrte Möglichkeit am Ende der modernen Zeit. Unsere Gesellschaft, die in die Entzauberung so tief verschlungen ist und alle Taumel
"tüchtig“ nur verweigert, kann aber doch auch jetzt den Fern der Liebesbeziehungen, also die uralte Lust und den Verlust der Liebe, nicht freiwillig aufwachen lassen. Auch das Kunstwerk ist in der modernen Zeit viel tiefer entzaubert worden als in der Zeit Shakespeares.
Aber die Aufgabe, Lust und Verlust der Liebe im Taumel,
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