ドイツ文學
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「美しき魂の告白」の宗教性
木村 直司
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1971 年 47 巻 p. 13-22

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抄録

Bekanntlich besteht der Leitgedanke der Lehrjahre in der Bildung als Wechselwirkung von Ich und Welt. Wilhelm bildet sich denn auch durch verschiedene Lebenserfahrungen zu einem tätigen Menschen. Dagegen entwickelt sich die Stiftsdame der "Bekenntnisse“ ohne Welt in einer nach innen gerichteten Wechselwirkung von Ich und Gott. Ihre religiöse Welt steht hinwiederum im Gegensatz zur Welt der Mignon und des Harfners, die ohne Bezug auf die äußere Welt und einen innerlich erlebbaren Gott beim absoluten Ich verharrt.
Um die Religiosität der "Bekenntnisse“ klar zu machen, braucht man zunächst den inneren Werdegang der Heldin stufenweise zu verfolgen. Dieser läßt sich etwa in folgende Stufen gliedern: 1) naives Miteinander von Ich und Gott; 2) weltliches Leben und zeitweiliges Vergessen von Gott; 3) allmähliches Zurückfinden zu Gott und Auflösung der Verlobung; 4) Entdeckung der Sünde und herrnhutische Christusmystik; 5) Tod des Körpers und Erlösung des Geistes. Dieser religiösen Entwicklung liegt m.E. ein angeborenes Liebesbedürfnis der Stiftsdame zugrunde. Es mußte entweder vom Menschen oder von Gott erfüllt werden. In der ersten Stufe liebt sie auf eine naive Weise einen Jungen und Gott, und in der zweiten Stufe auf eine weltliche Weise nur ihren Bräutigam. Die Leidenschaft hat aber in beiden Fällen, wie sonst eine Krankheit, die Wirkung auf sie, daß sie ihren Geist konzentriert und ihn in Bewegung setzt. In der dritten Stufe steht sie sich vor die Wahl zwischen Gott und ihrem Bräutigam gestellt und entscheidet sich für die Liebe zu Gott. In diesem Zeitpunkt wird jedoch ihr Bräutigam unsichtbar. Es muß also eine introvertierte Projektion menschlicher Liebe auf das unsichtbare Wesen sein. Die so entstandene allgemeine Mystik geht dann in der vierten Stufe durch die Erfahrung der Sünde zur christlichen Kreuzesmystik über. Da der Eros dabei als etwas Sündhaftes erfahren wird, stellt sich im Bewußtsein der Stiftsdame ein innerer Zwiespalt von Vernunft und Sinnlichkeit ein, und seitdem ist ihre religiöse Existenz durch eine unbewußte Bemühung um die Entsinnlichung gekennzeichnet. In der letzten Stufe gerät sie auf diese Weise in die platonische Auffassung von Geist und Körper: "Der Körper wird wie ein Kleid zerreißen, aber Ich, das wohlbekannte Ich, Ich bin.“ Das ist die notwendige Folge davon, daß sie ihre sittliche Natur einseitig ohne Welt überbildet.
Am Schluß der "Bekenntnisse“ sagt die Stiftsdame: "Ich erinnere mich kaum eines Gebotes, nichts erscheint mir in Gestalt eines Gesetzes, es ist ein Trieb, der mich leitet und mich immer recht führet; ich folge mit Freiheit meinen Gesinnungen und weiß so wenig von Einschränkung als von Reue.“ Aber in Wirklichkeit verdient sie, wie Schiller in seinem Brief vom 3. Juli 1796 an Goethe hervorhebt, das Prädikat einer schönen Seele gar nicht, weil Vernunft und Sinnlichkeit sowie Neigung und Pflicht bei ihr nicht im Einklang stehen. Daß ihre Religiosität eigentlich im Widerspruch mit dem klassischen Verständnis des Menschen und der Welt steht, zeigt ihre Begegnung mit dem Oheim. Obwohl sie seine geistige Welt schätzen gelernt hat, bringt sie im Grunde genommen kein Verständnis auf für die sittliche Wirkung der Kunst, wie er sie durch Verfeinerung der Sinnlichkeit erstrebt.
Goethe hat, indem er Wilhelm die "Bekenntnisse“ mit der größten Teilnahme lesen läßt, die Bedeutung der pietistischen Religiosität für eine innere Kultur anerkannt. Ist sie doch ein wichtiger Beitrag für eine allseitige Bildung im klassischen Sinne. Aber sowohl durch die künstlerische Menschen- und

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