ドイツ文學
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Novelleに於ける象徴性
-“Bahnwärter Thiel”と“Reitergeschichte”-
荒川 讓
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1976 年 56 巻 p. 73-82

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抄録

Die sogenannten Krisen im Umbruch um das Jahr 1900 bestehen im Bewußtsein, daß die bestehende Weltordnung und die traditionellen Werte fragwürdig geworden sind und der die Welt tragende Mittelpunkt verloren gegangen ist. Die Wesenszüge dieser jetzt nicht mehr als geltend betrachteten Werte bildeten die rationalistische, positivistische Weltanschauung der späten Neuzeit aus, die entlarvt ist als unzulängliche Erkenntnis, die die Welt nicht unter dem Blick der Totalität sieht. Jetzt hat man, wie Hermann Broch feststellte, die Aufgabe vor den Augen, daß sich die Menschheit auf den Weg zur schweren Suche machen muß, die neue und wahre Totalität der Erkenntnis zu gewinnen. In dieser Lage der Zeit nähert sich die Dichtung immer mehr der Metaphysik, was sich ihrer Natur nach von selbst versteht, da sie die wesentliche Situation des menschlichen Lebens radikal darzubieten strebt. Wie sich diese Aufgabe in der Novelle verhält, die in einem mehr oder weniger beschränkten Raum eine Begebenheit verdichtet gestalten muß, trachtet diese Abhandlung zu erklären durch die Analyse von Gerhart Hauptmanns “Bahnwärter Thiel” (1887) und Hugo von Hofmannsthals “Reitergeschichte” (1898).
Hauptmanns “Bahnwärter Thiel” ist eine ausgezeichnet naturalistische Novelle. Hier ist durch die gegenständliche Darstellungsweise und tiefsinnige Thematik das verhängnisvolle Dasein eines naiven Menschen gestaltet, der in seiner Lebenslage von einer unbekannten anonymen Macht bis zum Mord und Wahnsinn getrieben wird. In der Mitte der ganzen Darstellung steht die Eisenbahnstrecke als zentrales Dingsymbol. In der Behandlung dieses Motivs stellen sich die Problematik der modernen Technik, die dadurch bedingte Situation des Lebens und die Isoliertheit des Menschen heraus. Diese dort dargestellte Begebenheit besitzt eine abgeschlossene und zugleich freie Bildlichkeit, der es dadurch möglich ist, über sich selbst hinauszuweisen und zum Symbol zu werden. In diesem Werk hat Hauptmann seinen naturalistischen Stil voll entwickelt und zugleich, ungeachtet seiner Intentionen, den Naturalismus überwunden.
Im Gegensatz zu seiner Dichternatur gab Hofmannsthal in seiner “Reitergeschichte” anscheinend ein realistisches Weltbild. Zwar hat er die realistische Seite des Erzählens unterstrichen, aber von diesem Gesichtspunkt ist der Zusammenhang der Begebenheit unklar und unverständlich. Hier handelt es sich nicht um die dargestellte Begebenheit selbst, sondern vielmehr um deren symbolische Bedeutung. Das zeigt sich nicht nur in dem Motiv des Doppelgängers, sondern auch durch seine distanzierende Erzählhaltung und artistische Sprachgebung. Alles, was hier geschildert ist, weist auf die Unausweichlichkeit von Lerchs Tod. Er wurzelt allzu tief im Elementaren und Unbändigen des Lebens und ist nicht in der Lage, sein chaotisches Dasein zu überwinden und zu formen. So kann er keine Stellung im Bereich des Schönen finden, den die Eskadron verkörpert. Somit zeigt sich die ästhetische Welterkenntnis Hofmannsthals, indem er dieses Werk mittels der Identität des Realen mit dem Symbolischen gestaltete.
Goethe hat uns mit seinem Alterswerk “Novelle” ein schönes geniales Vorbild geschenkt, in dem sich das Allgemeine aus dem anschaulichen Gebilde als Besonderem offenbart. Aber die Möglichkeit einer derartigen künstlerischen Gestaltung versagt die gegenwärtige Weltsituation den Dichtern. Die modernen Dichter müssen die abgründige Kluft zwischen der auf den Gegenstand hinweisenden Funktion der Sprache und der Bedeutung, die der sprachliche Ausdruck erzeugt, mit geschärftem Bewußtsein überbrücken durch die Symbolik, die jeder Dichter aus seiner Einbildungskraft auf seine eigene Weise schafft

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